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„Ich atme Musik“ – Compiler und DJ Henri Kohn im wegotmusic.de Interview
„Ich atme Musik“ – Compiler und DJ Henri Kohn im wegotmusic.de Interview
Henri Kohn ist einer, der sich als Labelgründer und talentierter Compiler mit einem guten Händchen für House und Loungemusik einen Namen gemacht hat. Der sich vom „Plattenpacker“ bis zum Kurator neuer Musik hochgearbeitet hat. Und der nach vielen Jahren im Geschäft weiß, was es braucht, um Compilations mit Herz und Seele zusammenzustellen.
Neben seiner langjährigen Tätigkeit bei Clubstar Records führt er mit Conya Records sein eigenes Label, schreibt mit seiner Frau neue Songs und ist darüber hinaus noch als DJ aktiv. Keine Frage: Der Mann hat viel zu tun. Als ich ihn vor ein paar Wochen um ein Interview bat, kam nur die kurze Antwort „Gerne. Ich muss nur gucken, wie ich das zeitlich hinbekomme!“ Umso größer war meine Freude, als ich das Interview schon ein paar Tage später „im Kasten“ hatte. Gesprochen haben wir über den steinigen Weg zum Kurator, die Reize der Musikbranche und die Projekte, die wir in Zukunft von ihm hören können.
FHenri, sprechen wir zu Beginn mal über Deine Inspiration: Woher nimmst Du die vielen Ideen für Deine Compilations?
HKIch atme Musik! Durch meinen Beruf beim Label und auch als DJ höre ich fast rund um die Uhr Musik. Zum einen bekomme ich viele Promos geschickt und sammele diese dann in einem Ordner für künftige Compilations. Zum anderen habe ich – was heute leider nicht mehr für jeden Compiler Vorausetzung zu sein scheint – einen hohen Wissensstand, was die Musik selbst angeht. Manchmal höre ich aber auch einfach einen Song im Radio und schreibe ihn mir dann auf meine „Wunschliste“. Und die krame ich dann manchmal nach Monaten wieder unter dem Kopfkissen hervor…
FUnd wie wird man überhaupt Kurator oder Compiler neuer Musik?
HKDa gibt es definitiv keinen festen Weg. Vielmehr muss man sich langsam hocharbeiten – „vom Plattenpacker zum Kurator“, oder so ähnlich. Wobei: Heute kann bestimmt auch ein Management seinen Sprössling zum Compiler kaufen. Ich selbst bin in die Rolle reingewachsen: Mit 15 habe ich angefangen, Schallplatten zu kaufen. Mit 17 war ich mal Kölns jüngster DJ. Das ist aber schon ein paar Jahre her! Durch super Mixtapes und Residencies in einigen Clubs habe ich mir im Laufe der Zeit einen Namen machen können. Und dann kam irgendwann mal die Anfrage, ob ich eine CD compilen will. Das mache ich jetzt schon seit vielen Jahren – sowohl CDs als auch Digitale Download Compilations, hauptsächlich für Clubstar & Conya Records.
FHast Du ein Erfolgsgeheimnis für eine gute Compilation? Oder anders gefragt: Was unterscheidet für Dich eine gute Compilation von einer schlechten?
HK Nun: Sollte es eines geben, wäre die Frage, ob ich dieses dann hier verraten kann? *schmunzelt* Die Devise könnte „Nur Knüller, keine Füller“ heißen. Denn immer noch setzen viele Compilations auf 2-5 bekannte Titel und füllen den Rest mit belanglosen Songs auf. Klar ist es schwerer, nur tolle Songs zu bekommen. Vor allem, da einige Labels unverhältnismäßig hohe Vorschüsse verlangen oder aber gar kein Interesse haben, ihre Songs auf Compilations von nicht Major Labels zu veröffentlichen. Ich persönlich lasse neben aktuellen Songs auch immer ein paar Klassiker einfließen und acht darauf, dass die Titel noch nicht auf 30 anderen Releases gekoppelt waren. Am Ende des Tages entscheidet natürlich der Hörer. Und ich glaube daran, dass man durch genaues Hinhören immer erkennen kann, ob eine Compilation mit Herz und Seele gemacht worden ist!
FSeit wie vielen Jahren bist Du nun schon im Musikbusiness unterwegs. Hand auf’s Herz: Was macht für Dich den besonderen Reiz aus, in dieser speziellen Branche zu arbeiten?
HKIch bin seit frühester Jugend Musikfreak, habe schon während der Schulzeit beim einem Label gejobbt, in Plattenläden gearbeitet und später selbst aktiv Schallplatten aufgelegt. Auch habe ich Erfahrungen im Eventmanagementbereich und in der TV/Film-Aufnahmeleitung gesammelt, aber meine Passion für die Musik war stärker. Nun bin ich schon seit vielen Jahren bei Clubstar Records tätig, bin weiterhin als DJ aktiv und produziere und schreibe Songs mit meiner Frau. Das Musikbusiness ist zwar ein Haifischbecken – und die Digitalisierung hat die Branche nicht sicherer gemacht – aber dafür arbeite ich täglich an etwas, das mir großen Spaß macht und im besten Fall die Welt friedlicher. Amen!
FDeine neue Compilation „Golden Lounge 2“ steht seit Kurzem in den Regalen (unseren wegotmusic.de Bericht gibt es übrigens hier). Verrätst Du uns zum Abschluss, was wir in naher Zukunft von Dir hören werden?
HKNeben Golden Lounge 2 ist gerade eine Deep House Compilation „A Drawer Full of Deep House Vol. 4“, auf meinem eigenen Label Conya Records erschienen. Und dafür arbeite ich gerade auch an den nächsten Single-Veröffentlichungen. Am 27. März kommt die neue Single unseres „Play Me Now“ Projektes „Fly Away“, auf Clubstar Records raus. Und natürlich sammle ich auch schon wieder fleißig Material für weitere Compilations, die im Sommer erscheinen werden, darunter sowohl House, als auch richtig gute Lounge Musik
Lieber Henri, vielen herzlichen Dank für Deine Zeit – und weiterhin viel Erfolg!
Foto: Pascal Bünning