Die singende Herrentorte macht in Graz Station

Die singende Herrentorte macht in Graz Station

Anknüpfend an seinen letzten Meisterstreich „Torero“ präsentiert Helge Schneider ein neues Live-Album aus dem österreichischen Graz. 10 Songs liefern Helge & His Travelling Stars in einer bunten Performance ab. Und wie so oft: Helge und seine Begleiter sind mal wieder in Hochform und das steirische Publikum war aus dem Häuschen.

Helge Schneider – er geht stramm auf die 70 zu – ist zweifellos ein Gesamtkunstwerk: Komiker, Kabarettist und Entertainer, Schriftsteller, Regisseur und Schauspieler – und dazu noch ein begnadeter Musiker. Schneider steht auch diesmal wieder für Klamaukiges, Musikalisches, und Dadaistisches. Der größte Hit des 1955 in Mühlheim/Ruhr geborenen Musikers ist immer noch „Katzeklo“, komponiert im Jahr 1993. Er spielt es fast in jedem Konzert, auch in Graz. Daneben Werke wie „Texas“, „Horses“, „Gartenzaun“, „My Baby left me“, „Telefonmann“ und andere mehr. Aus schlichten Alltagsbegebenheiten und kleinen Anekdoten wird schnell und ganz spontan einmaliger, unwiederholbarer, vor allem aber sehr lustiger Quatsch. Wie kein anderer hat Schneider das Prinzip der Improvisation, das er als gelernter Jazzmusiker verinnerlicht hat, auf das Feld des Wortwitzes übertragen.

Das Konzert der singenden Herrentorte in Graz beginnt so: Der Maestro klimpert auf dem Vibraphon bei „Gartenzaun“, bezeichnet Graz als „eine der schönsten Städte“, verabschiedet sich mit einem „Das war’s schon!“, um dann den schnellen Rückzug vom schnellen Rückzug anzutreten: „Aber wir machen trotzdem weiter, war nur Quatsch!“ „Wir“ – und das kommt oft zu kurz – sind Sandro Giampietro an der Gitarre, Reinhard Glöder am Kontrabass und Willy Ketzer am Schlagzeug, echte Könner an ihren Instrumenten.

Weiter geht es mit „Texas“, dem Titelsong aus Schneiders gleichnamigem Trashfilmklassiker. Mit „L.O.T.C.“ folgt der erste von vier Songs aus Schneiders aktuellem Studiowerk „Torero“ – das einzige humoristische Highlight des Livealbums, gleichzeitig das erste einiger musikalischer Highlights. Die Initialen „L.O.T.C.“ stehen für Love On The Couch. Seine Klassiker „Telefonmann“ und „Katzeklo“ dürfen natürlich nicht fehlen. Anschließend verlagert sich der Fokus des Live-Albums auf die Songs des aktuellen Studioalbums „Torero“. In „Horses“ setzt Schneider seine Trompete sehr geschmackvoll ein und lässt uns von der Prärie träumen. Auch der Latin Jazz in „American Bypass“ überzeugt, vor allem musikalisch. Nach dem ebenfalls überzeugenden „Night In Tunisia“, einer Dizzy Gillespie-Komposition, endet das Livealbum mit „She’s Gone“.

Fazit: Genau solche absurden Geschichten und kruden Assoziationsketten, die typischen Sprachverknotungen und -erfindungen sind es, die das Publikum erwartet. Am Ende bleibt die Gewissheit wieder einmal den ganz normalen Helge-Schneider-Wahnwitz also, der noch dem Mürrischsten ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Wobei diesmal der musikalische Part klar im Vordergrund steht und sehr überzeugend gelingt.

Helge Schneider: „Live In Graz“ ist auf dem Label Railroad Tracks erschienen

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