Ambrose Akinmusire trifft auf Altmeister Bill Frisell

Ambrose Akinmusire trifft auf Altmeister Bill Frisell

Ambrose Akinmusire gilt als einer der zurzeit wichtigsten jungen Jazzmusiker weltweit. Neben seiner hochindividuellen Spielweise und seinem Talent für komplexe Melodien verbindet er mit seiner Musik klare gesellschaftliche und politische Statements. Auf Akinmusires inzwischen achten Album „Owl Song“ begibt sich der Trompeter gemeinsam mit dem Ausnahmegitarristen Bill Frisell und dem Schlagzeuger Herlin Riley zu den Wurzeln des Musikmachens.

Ähnlich wie auf seiner vorhergehenden Solo-Einspielung „Beauty Is Enough“ erkundet Akinmusire auf wunderbare Weise genau die Möglichkeiten der Stille, der Wellenbewegungen des Klangs und der rigiden Sparsamkeit. Wobei er mit Frisell den perfekten Partner an seiner Seite hat. Der Gitarrist verzichtet auf voluminöse akkordische Begleitung und stützt Akinmusires Melodien stattdessen mit sachten linearen Tönen, kommentiert sie feinsinnig oder doppelt sie. Drummer Herlin Riley begleitet behutsam, streicht sachte die Felle mit dem Besen und  tänzelt auf den Toms, wobei er hie und da die Cowbell anschlägt. Stets trommelt er schlüssige Patterns. Dazwischen ertönt der sehnsuchtsvolle Ton des Trompeters, er ist die Seele des Albums „Owl Song“. Man verfolgt seine zwischen Singen, Klagen und Verzücken changierenden Töne, die sich im Laufe der Zeit vom Liedhaften wie in „Weighted Corners“ zur abstrakten, melodisch sprunghaften Meditation entwickeln.

Über seine Mitmusiker sagt Akinmusire: „Ich hatte schon beim ersten Mal, als wir zusammen spielten, das Gefühl, dass ich mit Bill eine Platte aufnehmen wollte – es war eine Duo-Performance, mit sehr wenig Probenarbeit. Wir haben einfach ein paar meiner Songs durchgespielt, und es hat funktioniert. Eine von Bills besonderen Gaben ist die Fähigkeit, ein Stück zu formen, das er gerade zum ersten Mal gehört hat. Er scheint zu wissen, was die Musik will, bevor die erste Note erklingt“.
Akinmusire kennt die Jazzgeschichte. Und er beherrscht eine Fülle von Spielweisen. Trotzdem ist er kein musizierendes Jazzlexikon, sondern ein großer Stilist im Spannungsfeld zwischen Hard Bop, Free Jazz und filigraner Transparenz.

Fazit: Die Begegnung des Trompeters Akinmusire mit Frisell ist authentisch und geistreich zugleich. Jeder für sich hat Soloalben veröffentlicht, Akinmusire zuletzt „Beauty Is Enough“ und Frisell „Music Is“. Jetzt erscheint mit dem Album „Owl Song“ ein Werk das beide mit Unterstützung des Drummers Herlin Riley aufgenommen haben. Ein Glücksfall!

Ambrose Akinmusire: „Owl Song“ ist auf dem Label Nonesuch erschienen.

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