Volltreffer von Nils Wülker und Arne Jansen

Volltreffer von Nils Wülker und Arne Jansen

Bereits mit 30 hat er fünf Alben unter eigenem Namen aufgenommen. Das nötigt Respekt ab. Inzwischen gilt Nils Wülker gilt als einer der erfolgreichsten Jazz-Trompeter Europas. Ein Kritiker beschrieb seine Musik einmal als „pures Kino für die Ohren“. Was Wülker vor allem antreibt, ist die Lust auf das Betreten musikalischen Neulands. Genau das tat er im vergangenen Jahr mit „Continuum“, seinem ersten Album mit großer Orchesterbegleitung. Kaum hat 2023 begonnen, ist Nils Wülker mit neuem Longplayer am Start. „Closer“ lautet der Titel seines 13. Albums. Ein Kontrastprogramm zum Vorgänger. Denn diesmal geht es nicht um voluminösen Orchesterklang, sondern die Intimität des Duo-Spiels.

Als musikalischen Partner bei „Closer“ hat sich Nils Wülker einen langjährigen Freund an die Seite geholt, den Jazz-Gitarristen Arne Jansen. Seit fast 15 Jahren machen die beiden zusammen Musik. Arne Jansen spielt Gitarre in Wülkers Band, ist wie der Jazztrompeter Echo-Preisträger. Beide Musiker sind Meister der Improvisation. Beste Vorrausetzungen also für einen munteren Dialog zweier Ausnahmemusiker.

Zehn neue Songs nahmen die beiden für das Duo-Album auf. Teils sind dies Eigenkompositionen, aber auch Cover-Versionen von Lieblingsinterpreten wie Johnny Cashs Song „Hurt“ (geschrieben von Trent Reznor) finden sich darunter. Alle Stücke sind sehr unterschiedlich und angenehm überraschend, erzählen spannende Geschichten mit neuen Eigenkompositionen, Interpretationen aus dem Repertoire der beiden Leader und Cover-Versionen einiger ihrer liebsten Pop- und Rock-Songs, von Nine Inch Nails über Ry X bis The Blue Nile. Mit jedem Ton nehmen sie die Hörerinnen und Hörer für sich ein, begleiten sie wie gute Freunde auf einer Reise durch neue und aufregende Klanglandschaften.

Neben der enormen künstlerischen Qualität verbindet die beiden seit jeher ihre Improvisationslust. Dabei ergänzen sie ihre Hauptinstrumente um reichlich Effekte und Loop-Stations. Aufgenommen wurde das Album von Nils Wülker selbst in seinem Ear Treat Studio in München, gemischt vom amerikanischen Grammy-Gewinner Jay Newland, bekannt für seine Arbeit für Norah Jones und John Scofield und schließlich gemastert von Mark Wilder, der seine Grammys für Remaster von Miles Davis, Billie Holiday oder Bob Dylan bekam, in den New Yorker Battery Studios.

Auch wenn sie sich in der Rolle des Solisten und Begleiters abwechseln, etwa im funky „Deep Dive“ oder ihrer Version von The Blue Niles melancholischem „Let’s Go Out Tonight“, überträgt sich ihre musikalische Nähe ganz direkt. „Beyond the Bavarian Sky“, eine hymnische neue Komposition von Nils Wülker, ganz pur mit Flügelhorn und Akustikgitarre, ist eine Verbeugung vor einem der schönsten Duo-Alben der neueren Jazzgeschichte: Pat Metheny und Charlie Hadens „Beyond the Missouri Sky“.
Was besonders positiv auffällt, ist der großartige Sound des Albums.

Unterm Strich: Als Hobby-Kletterer besteigt Nils Wülker die Gipfel der Viertausender, als Musiker sucht er neue Wege für den Jazz. Nils Wülker will immer wieder Grenzen überwinden. Zusammen mit seinem Kollegen Arne Jansen gelingt dies auf phänomenale Weise.

Nils Wülker/Arne Jansen: „Closer“ ist bei Warner Music erschienen.

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