Der kubanische Pianist Omar Sosa gehört fraglos zu den Künstlern, die mit jedem neuen Projekt die Verbindung eigener musikalischer Wurzeln mit neuen Einflüssen anstreben. Und Sosa kann auch nach mehr als 15 Produktionen für Skip Records immer noch überraschen. Diesmal hat er ein neues Format gefunden. Zusammen mit einer der talentiertesten Pianistinnen der Jazzszene, mit der kubanischen Virtuosin Marialy Pacheco, hat er eine Meisterin gefunden mit der er sich an zwei Flügeln musikalisch austauscht, zuweilen auch duelliert.

Das im Beethovenhaus Bonn mitgeschnittene Konzert der beiden ist über weite Strecken  atemberaubend. Vor dem geistigen Auge flirren die Finger über die Tasten, erschaffen fliegende Töne. Dazwischen auch immer wieder wetteifernde Phrasen, sich umschlingende Melodien. Beide Tastenvirtuosen bieten Piano-Dialoge vom Feinsten. Sie sind Seelenverwandte, die zuhauf die Möglichkeiten ihrer Instrumente ausloten, mal ekstatisch, dann wieder sehr ruhig, und umgekehrt. Nie gerät dabei das harmonische Fundament aus dem Lot.

Was zwei Flügel, zwei Menschen, vier Hände, dazu noch ein Fender Rhodes, Percussion und die menschliche Stimme zu vermögen in der Lage sind, zeigt diese herausragende Live-Produktion. Die einzelnen Titel sind überaus vielschichtig angelegt. So greift das Stück „Low Tides“ das Kommen und Gehen von Ebbe und Flut auf. Ähnlich intensive Dialoge führen die beiden auch in „Metro“. Das tänzerische „El Manisero“ (der Erdnussmann) führt nach Kuba zurück, wo beide ja herkommen.

Wobei man sagen muss: Die Duette von Marialy Pacheco und Omar Sosa sind mehr als eine Begegnung. Oft sind die beiden so dicht beisammen, als spiele eine einzige Person mit vier Händen. Diese wunderbare Reise auf 176 Tasten ist von A bis Z ein Hörgenuss. Außergewöhnlich, einzigartig und authentisch klingt das alles. Wer diese Art Musik mag, der darf sich auf die noch anstehenden Konzerte der beiden in diesem Jahr freuen.

Omar Sosa & Marialy Pacheco: „Manos“ ist auf dem Label Skip Records erschienen.