Jon Balke und Siwan mit zuvor nie gehörter Musik
Jon Balke und Siwan mit zuvor nie gehörter Musik
Jon Balkes Musik ist mit einem Wort trefflich beschrieben: vielfältig. Das bedeutet zugleich, in eine Schublade lässt sie sich nicht stecken. Der norwegische Pianist hat längst bewiesen auf welchem Terrain er schon unterwegs war, nämlich Rockjazz, Ethno-Jazz, von norwegischen Traditionen beeinflussten Bigband-Jazz, Theatermusiken und vielem anderen mehr.
Mit seinem Ensemble Siwan näherte er sich bereits der andalusischen Musik, und nun weitet er dieses Konzept auf Barock und Vorderasien aus. Siwan, das transidiomatische Musikkollektiv unter der Leitung von Jon Balke, setzt seinen besonderen Weg mit neuer Musik fort, die vom kreativen Geist Al-Andalus‘ inspiriert ist. Auf seinem neuen Album „Hafla“ entführt uns Balke und seine Formation in magische Welten. Das Ensemble webt Kommunikationslinien zwischen Musikern aus verschiedenen Traditionen und Gegenden. Zu den von Balke vertonten und von der algerischen Sängerin Mona Boutchebak gefühlvoll vorgetragenen Texten gehören Verse der Ummayad-Prinzessin Wallada bint al-Mustakfi (1010-1091) und von Zeitgenossen wie Ibn Zaydun (1003-1071) und Ibn Sara As-Santarini (1043-1123).
Die von Jon Balke und Siwan initiierte Musik ist eine nie zuvor gehörte Musik, die sich aus unterschiedlichen Kulturkreisen und Zeitepisoden sowie aus einer durch Improvisation und Intuition zum Ausdruck gelangende kreativen Vision speist. Weltmusik könnte man das nennen. Es würde zu kurz greifen. Denn diese Musik atmet auch ganz Außerweltliches.
14 Musiker-(innen) sind auf diesem Album zu hören. Sängerin Mona Boutchebak stammt aus Algerien (und singt arabisch, Spanisch und Englisch), Kemençe-Spieler Derya Turkan aus der Türkei, Tombak-Spieler Pedram Khavar Zamini aus dem Iran und Percussionist und Schlagzeuger Helge Norbakken aus Norwegen. Ebenfalls dabei ist ein auf Barock spezialisiertes Streicherquartett. Diese kulturelle Vielfalt ist voller Magie. Vom ersten Ton des Openers „Tarraquab“ an ist dieser Zauber da. Es ist der Mix aus feurigen Rhythmen, einprägsamen Melodien und immer wieder überraschenden Streicher-Passagen, der die unterschiedlichen musikalischen Traditionen stimmig zusammenführt. Alte musikalische Elemente werden quasi mit neuem Leben erfüllt. Besonders deutlich zeigt sich das im temperamentvollen „Enamorado de Júpiter“. Aber auch die Ballade „Mirada Furtiva“, das geheimnisvolle „Uquálibu“ oder das theatralische „Is There No Way“ sind absolute Highlights.
Alles in allem zeigt „Hafla“, wie viel Kraft, Schönheit und Zauber in der Kombination verschiedener Einflüsse liegen kann. Herausragend!
Jon Balke: „Hafla” ist bei ECM Records erschienen.