Helge Schneider findet stets den Sinn im Unsinn
Helge Schneider findet stets den Sinn im Unsinn
Der Mann war Straßenfeger, Fließbandarbeiter, Tierpfleger. Und heute? Macht er nur noch, was er besser kann als alle anderen: Quatsch und beseelte Musik. So auch bei einem Live-Abend in Luxemburg, der jetzt als neues Album erschienen ist. Helge Schneider also in Luxemburg. Mit altbekannten Helge-Standards, improvisierten Lebensweisheiten und ein bisschen Jazz zwischendurch. Aus alledem macht die singende Herrentorte eine grandiose Vorstellung. Seit nunmehr über 40 Jahren ist er auf den Bühnen dieser Welt zu Hause, macht Filme, schreibt Bücher und und und.
Das Leitmotiv seiner Auftritte ist: Improvisieren. Das beweist er auch auf dem neuen Live-Album. Helge Schneiders Auftritte haben ganz viel mit dem Jazz im Allgemeinen zu tun. Es gibt einen gewissen Kanon, der immer erklingt: „Der Meisenmann“ oder „Es gibt Reis“. Aber Schneider improvisiert in seinen Klassikern pointiert und fantasievoll. Er fügt im Text neue Passagen ein, er harmonisiert seine Stücke neu, baut die Phrasierung um, lässt barocke Stimmführungen einfließen, spätromantischen Pathos, impressionistische Klangwolken und immer wieder Swingendes, Ragtime-Begleitung. Mal perlende, mal kantige Läufe – irgendwo zwischen Jelly Roll Morton, Duke Ellington und Thelonious Monk.
Manchmal hat man den Eindruck, dass er meist selbst bis kurz vor dem Auftritt nur ansatzweise weiß, was er machen wird. Helge Schneider hat wohl am konsequentesten von allen sogenannten Kleinkünstlern den Geist und Gestus des Jazzmusikers, also das Prinzip der Improvisation, in seinen Bühnenmix aus Musik, Komik, Kabarett, Entertainment, Parodie, Theater und extremem Unfug übertragen und daraus eine eigene Kunstform kreiert. Damit beglückt er seine Fans, überrascht sie mit multiinstrumental begleiteten Szenen. Mal als einzeiliger Aphorismus, mal als ausufernde Geschichte, mal gesprochen, mal gesungen, mal erstaunlich tiefsinnig, mal grotesk kindisch. Ein Entertainer der stets den Sinn im Unsinn findend.
Helge Schneider: „Live! In Luxmbourg“