Zeitlose Jazzmusik mit dem Andreas Hertel Quintett

Zeitlose Jazzmusik mit dem Andreas Hertel Quintett

Knapp 70 Minuten währt die Freude über dieses Album von Andreas Hertel und seiner Band. Die zwölf Titel sind allesamt Eigenkompositionen und selbst arrangiert. Mit seinem neuen Werk „Sun on the Way“ als Leader unterstreicht Hertel einmal mehr, dass er sich weiter entwickelt hat und seine große musikalische Bandbreite noch größer geworden ist. Seine elegante Klavierführung und musikalische Raffinesse stehen wieder einmal im Mittelpunkt.

Dieser sympathische Wiesbadener Pianist geht unbeirrt seinen Weg und zwar steil nach oben. Die neue CD seines Quintetts ist tadellos gelungen. Es macht große Freude sie zu hören, denn sie ist nicht nur abwechslungsreich, sondern auch zeitlos. Die Musiker haben ganze Arbeit geleistet. Hoffentlich können wir dieses Quintett bald live erleben. Bleiben wir optimistisch!

Das Cover hält, was der Titel verspricht „Sun on the Way“: Eine sanfte, bergige Landschaft irgendwo, es könnte in Schottland sein. Hinter einem Felsvorsprung lugt die Sonne hervor und taucht die Szenerie in gleißendes Licht. Nach den Alben „My Kind of Beauty“ und „Keepin‘ the Spirit“ (Laika Records) beweist Hertel mit seinem dritten Longplayer in Quintett-Besetzung sein Ausnahmetalent für eingängige und zugleich tiefgründige, geschmackvolle Arrangements.

„Mein Ziel ist es, zeitlose Musik zu schaffen, die mit sanglichen Melodien, Emotionen, natürlichem Fluss und authentischer Unmittelbarkeit ihre Hörerinnen und Hörer anspricht und berührt. Eine Symbiose aus Virtuosität und guter Unterhaltung“, fasst der Bandleader sein künstlerisches Credo zusammen. Ursprünglich sollte das Album „A Day without a Date“ heißen. So wie die gleichnamige Ballade zu Beginn. „Ein Tag ohne Termine. Einfach im Jetzt leben, Augen und Ohren öffnen, Neues entdecken und scheinbar Vertrautes neu sehen“, erklärt Hertel. Dieser langsame Walzer bezieht – wie fast alle Stücke auf dem Album – seinen besonderen Reiz aus der ebenso ungewöhnlichen wie seltenen Instrumenten-Kombination. Wenn Heiko Hubmann (Trompete und Flügelhorn) und Jens Bunge (chromatische Mundharmonika) ihre Instrumente wahlweise miteinander verschmelzen lassen oder sich gegenseitig umspielen, entsteht die entspannte Stimmung eines Ferientags. Mal melancholisch-sehnsuchtsvoll, mal optimistisch bewegt. Und so wird daraus ein perfekter Soundtrack, um die Gedanken treiben zu lassen.

„Letztlich müssen wir dem Corona-Virus sogar dankbar sein, dass diese Produktion möglich war“, blickt Andreas Hertel auf die Aufnahmen im Sommer zurück. „Damals war die erste Welle überstanden, der Flugverkehr aber weiterhin stark eingeschränkt. Sonst wäre Jens sicher in Fernost unterwegs gewesen“, so Hertel mit Blick auf den normalerweise prall gefüllten Terminkalender seines Bandkollegen. Seit vielen Jahren feiert Jens Bunge große Erfolge auf internationalen Festivals. Sogar „Mundharmonika-Übervater“ Toots Thielemans zeigte sich hoch beeindruckt von Bunges Sound, Technik und Musikalität. Mit Bandleader Hertel, Florian Werther (Kontrabass) und Jens Biehl (Schlagzeug) spielt er bereits seit vielen Jahren zusammen.

Auch wenn Balladen auf dem Album dominieren, baut Hertel immer wieder Tempowechsel in seine Arrangements ein. Beim Titelstück „Sun on the Way“ dominiert der Latin-Groove und ein starkes Schlagzeugsolo von Jens Biehl. Beim herrlich groovenden Rausschmeißer „Keep Going“ sticht der musikalische Wettkampf, den sich Bunge und Hubmann liefern, hervor. Wenn sich später Mundharmonika und Trompete virtuos die musikalischen Bälle zuspielen, endet ein – im besten Sinne – Stück „happy music“.

Andreas Hertel Quintett: „Sun on the Way“ ist auf dem Label Laika Records erschienen. Die CD kann auch direkt bei Andreas Hertel bestellt werden (jazz@andreashertel.de).

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