Aus Dan Penns Musik spricht pure Wahrhaftigkeit

Aus Dan Penns Musik spricht pure Wahrhaftigkeit

Musikalische Legenden wie Dan Penn sind eine Seltenheit. Unter Songwritern ist er hochangesehen und bei seinen Fans sowieso. Und wenn es darum geht, den sogenannten human spirit in Songs auszudrücken, ist Penn für viele sogar unerreicht. Auf seinem neuen Album „Living on Mercy“ arbeitet Dan Penn mit einigen der besten Songwriter aus Nashville, Memphis, Muscle Shoals und anderswo zusammen. Aus seiner aktuellen Musik spricht pure Wahrhaftigkeit. So als wolle er der Welt etwas Hoffnung und Optimismus schenken in dieser traurigen Pandemie-Zeit. Die Songs auf „Living On Mercy“ klingen so erdig und authentisch, als stammten sie aus der großen Zeit des Country-Soul und Folk-Blues vor 50 oder 60 Jahren. Zu Penns Studioband gehören Milton Sledge (Schlagzeug), Michael Rhodes (Bass), Will McFarlane (Gitarre) und Clayton Ivey (Keyboards), dazu kommt eine stramme Bläsergruppe. Old-School-Grooves heißen die Stichworte in diesem Zusammenhang.

Rückblende ins Jahr 1960: Der erste Hit des nicht mal 20-jährigen Talents hieß übrigens „Is A Bluebird Blue“, aufgenommen von Conway Twitty. Die meisten aber kennen Dan Penns Topsongs „The Dark End Of The Street“ oder „Do Right Woman, Do Right Man“ oder „I‘m Your Puppet“. Seine neuen Lieder stehen da nicht nach. Auch sie klingen vom ersten Ton und bis zum Fadeout authentisch.

Der fast 79-jährige Penn, die Muscle Shoals-Songwriterlegende, Mitarchitekt des erfolgreichen Southern Soul der 1960er Jahre und Zeit seines Lebens immer lieber im Hintergrund agierender Katalysator für schwarz-amerikanische Erfolgsgeschichten der Marke Aretha Franklin, Solomon Burke, Percy Sledge oder James Carr hat mit „Living on Mercy“ ein prächtiges Alterswerk eingespielt. Melodisch und sehr gefühlvoll gehen Penn und seine Mitstreiter auf „Living on Mercy“ zu Werke. Entstanden ist eine völlig unaufgeregte Songkollektion.

Lediglich „Clean Slade“, „Edge Of Love“ und „Soul Connection“ gehen ein wenig heftiger zur Sache. Übrigens: auch stimmlich kann Penn durchaus überzeugen. Wie ein roter Faden zieht sich eine herrlich entspannte Leichtigkeit durchs gesamte Album. Nicht zuletzt unterstützen und würzen gleich drei Background-SängerInnen den Songreigen, der mit „I Do“ sogar eine klassische Crooner-Nummer bietet.

Lassen wir noch kurz die Statistik sprechen: Die Musikdatenbank „Discogs“ listet 1213(!) Beteiligungen am Songwriting und als Arrangeur auf, 111 Produktionen hat Dan Penn zu verantworten. Wahrlich eine stolze Bilanz! Aber es gab bisher lediglich zwei offizielle Studioalben unter seinem Namen, ergänzt durch ein Live-Album mit seinem Muscle Shoal-Buddy und Songwriting-Partner Spooner Oldham.

Fazit: Ein alter weißer Mann, der so gar nicht ins Klischee passt wie man sich alte weiße Männer in den USA vorstellt hat ein überaus gelungenes Album veröffentlicht. Dieser Sänger und Musiker hat Charakter und Stil. Er bietet auf „Living On Mercy“ Oldschool Southern Soul vom Feinsten.

Dan Penn: „Living On Mercy“ ist auf dem Label Last Music erschienen.

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