Lisa Bassenge: Das Fremde wird zum Eigenen

Lisa Bassenge: Das Fremde wird zum Eigenen

„Schon wieder ein Cover-Album…“ höre ich so manchen lamentieren. Muss das sein? Ihre Zahl hat in den vergangenen Monaten zugenommen. Wohl war. Aber hie und da gelingen auch Glanzlichter. So zum Beispiel Lisa Bassenge mit ihrem aktuellen Album „Mothers“. Es ist ihr siebtes Solo-Album und darauf covert sie 12 Stücke. Covern ist in diesem Fall allerdings nicht die richtige Beschreibung. Denn nur Nachspielen ist nicht in ihrem Sinn. Vielmehr macht sie sich die Fremd-Kompositionen zu Eigen – mit ihrer wandelbaren, gefühlvollen Stimme und einer wunderbaren Jazz-Instrumentierung.

Wie schon bei ihrem Vorgänger-Album „Borrowed and Blue“ nahm sie „Mothers“ mit dem schwedischen Pianisten Jacob Karlzon und dem dänischen Bassisten Andreas Lang auf. Das Ergebnis: Erstklassiger Singer-Songwriter Jazz mit Tiefgang und Poesie.Dazu kommt obendrein noch ein exzellenter Sound, der die Musik noch weiter adelt.

Die Songs stammen im Original allesamt von wegweisenden Sängerinnen aus Anglo-Amerika. Balladen von klassischen Song-Schreiberinnen sind darunter, Popsongs von Achtziger-Jahre-Heldinnen wie Suzanne Vega und Annie Lennox, aber auch echte Knaller von Super-Popstars wie Lady Gaga, von Slacker-Ikone Billie Eilish und Dancefloor-Chanteuse Robyn.

Ungewöhnlich und besonders lobenswert sind in den nur von Kontrabass und Klavier begleiteten Interpretationen, die Fundstücke von Autorinnen, die nicht unbedingt im Rampenlicht standen. Bassenge hat den Gitarren-Folksong „Freight Train“ ausgegraben, den die Afroamerikanerin Elizbeth Cotten als Zwölfjährige komponiert hat, und die Ballade „Some Other Spring“, die die Pianistin Irene Kitchings für Billie Holiday schrieb. Irene Kitchings hat schon als ganz junge Frau in den Golden Twenties als Pianistin in den Nachtclubs von Al Capone gespielt, so Bassenge. Aus der Woodstock- und der Hippie-Ära stammen die Songs der einfühlsamen  Songschreiberinnen Carole King und Joni Mitchell.

Seit Jahren ist sie unterwegs zwischen Pop und Jazz: Lisa Bassenge. Ob solo, ob bei Projekten wie Nylon, Micatone, dem Sonar Kollektiv Orchester oder Re:jazz. Jetzt also erinnert sich Bassenge der Ehrenrettung der Frauen in der Popmusik mit ihrem neuen Album. Insgesamt tolle Lieder von tollen Frauen auf einem tollen Album vereint. Was will man mehr?

Lisa Bassenge: „Mothers“ ist auf dem Label herzog records/Soulfood erschienen.

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