Kuhn-Cicero-Mitschnitt: Konzertjuwel wieder entdeckt

Kuhn-Cicero-Mitschnitt: Konzertjuwel wieder entdeckt

Pünktlich zum 80. Geburtstag von Eugen Cicero hebt das Label IN+OUT Records einen Archivschatz und veröffentlicht ein bereits verschollen geglaubtes Konzertjuwel. Zusammen mit seinem Berliner Big-Band-Kollegen Paul Kuhn bespielte der Crossover-Pionier am 5.10.1992 das Bernhard Theater im Züricher Opernhauses vor etwa 300 Gästen. Zugleich handelt es sich um die erste posthume Veröffentlichung von Paul Kuhn auf dem Label, welchem er in den letzten 25 Jahren seines Schaffens treu blieb. Swingende Duette zweier souveräner Musiker an zwei Klavieren hat man lange nicht mehr gehört.

Doch zurück zu Paul Kuhn und Eugen Cicero: Der Pianist Eugen Cicero (1940 – 1997) lebte seit 1992 in Zürich und gab mehrere Jahre hintereinander im dortigen Bernhard Theater Konzerte, zu denen er sich stets einen Gast einlud. 1992 war das Paul Kuhn (1928 – 2013). Eine Aufnahme des Konzerts auf einer Tonband-Cassette übergab Eugen Ciceros Freund Thomas Blaser dem Plattenproduzenten Frank Kleinschmidt (IN+OUT Records), der das Band zu anderen Cassetten in einen Karton legte und dort vergaß. Bis zur Wiederentdeckung vergingen fast drei Jahrzehnte. Pauls Witwe Ute Kuhn, die eine Kopie davon besaß, erinnerte daran. Kleinschmidt: „Ich kramte in meinem Archiv, fand die Original-Cassette und war total begeistert.“ Wenn nun die Aufzeichnung eines Duo-Konzerts dieser zwei europäischen Pianisten von Rang aus dem Jahr 1992 wiedergefunden wurde, dann ist das vielleicht doch eine kleine Sensation.

Der Pianist Eugen Cicero (1940 – 1997) lebte seit 1992 in Zürich und gab mehrere Jahre hintereinander im November im dortigen Bernhard Theater Konzerte, zu denen
er sich stets einen Gast einlud. 1992 war das Paul Kuhn (1928 – 2013). In Berlin hatte Cicero von 1965 bis 1971 zunächst dem RIAS Tanzorchester angehört, dann hatte ihn Paul Kuhn, der dort die SFB Big Band leitete, zum Sender Freies Berlin geholt. Beide kannten sich also sehr genau, hörten und reagierten aufeinander, blieben aber in diesem Konzert ganz bei sich: Paul Kuhn mit einer ganz und gar „amerikanischen“ Phrasierung, bei der jede einzelne Note swingt; Eugen Cicero mit dem harten Anschlag und der weiträumigen Dynamik eines klassischen Konzertpianisten, und mit einem etwas robusteren Swing. Mit vielen Titeln seiner 50 Langspielplatten hat Eugen Cicero seinen Stellenwert bekundet: „Rokoko Jazz“, „Tschaikowsky“, „Schubert“, „Cicero ́s Chopin“ und so weiter. Als ihm Paul Kuhn im Bernhard Theater eine Solonummer überließ, wählte er seinen größten Hit: Chopins „Prelude in E Minor“. „Niemand kann Chopin gut genug spielen,“ hatte er in einem seiner frühen Interviews erklärt, „aber ich fühle ihn.“

Die jetzt vorliegende Live-CD aus Zürich enthält wunderbare Stücke, denen man genüsslich zuhört. Zum Beispiel „The Preacher“, „My Funny Valentine“, „Bluesette“ und „Bess, You Is My Woman Now“ sowie weitere sieben hörenswerte Klassiker. Als Bonus Track hat Frank Kleinschmidt noch ein makelloses Solo von Paul Kuhn über „Bess, You Is My Woman Now“ aus Gershwins „Porgy and Bess“ hinzugefügt. Als Fan der beiden Pianisten kann man wirklich dankbar sein, dass dieser Schatz nach so langer Zeit endlich gehoben wurde.

Paul Kuhn & Eugen Cicero: Live im Bernhard Theater Zürich 1992 (IN+OUT Records/edel)

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