Country-Soul lebt: Yola beweist es
Country-Soul lebt: Yola beweist es
Country-Soul aus England! Why not? Und die Siebziger-Jahre-Covergestaltung lässt es bereits erahnen und spätesens ein Blick auf die Credits bringt dann die Gewissheit: Dan Auerbach („The Black Keys“), did it again! Der US-amerikanische Musiker und Produzent hat in den vergangenen Jahren so gut wie alles produziert, was irgendwie aus den Fünfziger bis Siebziger Jahren stammt.
Nicht alles fand dabei Gefallen bei den Musikfans und der Kritik. Doch diesmal sollte durchaus gelobhudelt werden. Hauptgrund: die Entdeckung einer neuen Stimme. Denn die junge Britin Yola klingt nicht nur aufgrund Auerbachs gewohnt warm-organischer Retro-Produktion wie die neue amerikanische Queen des Country-Soul, sondern hat als Sängerin und Songschreiberin ein Talent, das schwer zu toppen ist. Gesegnet mit einem volltönendem, genauso butterweichem wie charismatischem Organ erhebt sich Yola mühelos über den opulenten instrumentalen Background aus Streichern, Steel- und Tremologitarren und perlendem Piano, beherrscht und steuert das Geschehen glänzend uns ist in jeder Lage Frau genug, um zwischen großem Drama und intimen Bekenntnis zu changieren.
„Walk Through Fire“, so heißt das Debütalbum von Yola. Es etabliert die Sängerin von der ersten Note an als Königin des Country-Soul. Yola – mit bürgerlichem Namen Yolanda Quartey – stammt aus einer Kleinstadt bei Bristol in Großbritannien. Sie wuchs in Armut und mit Eltern auf, die ihr jegliches Musizieren strikt untersagten. Später wurde sie obdachlos, lebte auf den Straßen Londons und erlitt zudem eine stressbedingte Stimmlosigkeit. Yola überwand diese Herausforderungen und baute sich einen erfolgreichen Nebenerwerb als Songschreiberin auf und wurde sogar für eine kurze Zeit Teil der britischen Band Massive Attack. Sie war außerdem die Haupt-Songschreiberin und Frontfrau von Phantom Limb, mit denen sie Konzerte für Künstler wie James Brown und Dr. John eröffnete, bevor sie ab 2016 eine Solokarriere verfolgte. Yola und Auerbach schrieben das Album gemeinsam im Studio und hatten dabei Gesellschaft von mehreren Songwriting-Legenden. Auerbach berief zudem seine Easy Eye Sound All-Star-Hausband ein, die ihrerseits aus lauter legendären Session-Musikern besteht. Zu den Musikern, die auf dem Album zu hören sind, zählen Bassist Dave Roe (Johnny Cash), Drummer Gene Chrisman und Pianist Bobby Wood, der auf Hits von Dusty Springfield und Elvis Presley spielte. Als Gastmusiker wirken Newcomer Molly Tuttle ebenso wie Countrymusik-Ikone Vince Gill mit.
Das größte Ereignis dieses Albums aber ist Yolas Stimme. Wenn diese britische Sängerin etwa in „Lonely The Night“ drauflos schmettert, kommt Gänsehaut-Feeling auf. So viel Volumen, Wärme und Leidenschaft hört man eher selten. Anspieltipps: „Ride Out In The Country“, „Love All Night (Work All Day)“, „Keep Me Here“ und „It Ain’t Easier“.
Yola: „Walk Through Fire“ (Easy Eye Sound/Nonesuch/Warner)