David Virelles: Kuba und doch viel mehr
David Virelles: Kuba und doch viel mehr
Dieser Musiker bewegt sich jenseits der Kategorien. David Virelles kombiniert afrokubanischen Flow mit reflexiver Pianistik, stellt Leichtigkeit und Abstraktion, Fülle und Introvertiertheit, Botschaft und Offenheit in meist kurzen Kapiteln nebeneinander. Es ist einerseits eine Suite, auf der anderen Seite eine Ideensammlung, weitab des normativen Anspruchs, den die Väter an den Tag legten bzw. legen mussten. Und deshalb geht auch sein neues Werk Igbó Alákọrin Vol I & II einen Schritt weiter in Richtung Verselbstständigung klangkultureller Identitäten. Die Musik kann in gleicher Weise schön und rätselhaft klingen, kann in Kuba und New York wurzeln, kann Jazz oder ganz etwas anderes sein. Der britische Guardian spricht von einem „jazz-getränkten Weltmusik-Projekt“. Wie dem auch sei, eines ist sicher, Virelles kann auf Jahre hinaus große Dinge in der zeitgenössischen Musik bewegen.
Der auf Kuba geborene Pianist und Komponist David Virelles ist in einem musikalischen Haus aufgewachsen. In jungen Jahren begann er das Klavierspiel zu lernen, sich in die vielfältige kubanische Musiktradition zu vertiefen und entdeckte Jazzgrößen wie Bud Powell, Thelonious Monk und Andrew Hill. In seiner Musik konzentriert Virelles sich darauf, einen Sound zu entwickeln, der auf den Prinzipien der Musik unterschiedlicher Teile der afrikanischen Diaspora basiert. Mit einer beachtlichen Anzahl an Alben hat sich der in New York wohnende Pianist die Aufgabe gestellt, das Klavier mit den kubanischen Percussion-Instrumenten eins werden zu lassen.
In der Musik des 35-jährigen Pianisten David Virelles spiegelt sich sein Lebenslauf wider: die kubanischen Einflüsse aus seiner Kindheit und Jugend in Santiago de Cuba, seine kanadischen Jahre im Umfeld der Kuba-affinen Jazzmusikerin Jane Bunnett, und seit 2009 seine Erfahrungen im musikalischen Schmelztiegel New York, wo er bei den Avantgardisten Muhal Richard Abrams und vor allem Henry Threadgill Komposition studiert und sich einen exzellenten Ruf als innovationsfreudiger Improvisator erspielt hat. 14 Titel enthält das Album. Die meisten davon offenbaren, dass die kubanische Musikkultur als eine der reichsten weltweit gilt. Dabei taucht Virelles tief in diese komplexe Tradition der kubanischen Musik ein – der sakralen, der weltlichen und der rituellen – und transformiert sie in seiner Musik zu etwas Neuem. Und im Kollektiv funktioniert diese Art von Musik am besten, wenn die einzelnen Stücke sich zitieren, aufeinander Bezug nehmen und ihr Geheimnis preisgeben. Fazit: Ganz, ganz großartige Musik!
David Virelles: „Igbó Alákọrin Vol I & II“ ist bei PI Recordings erschienen