Trygve Seim: Erfreulich frisch und inspirierend
Trygve Seim: Erfreulich frisch und inspirierend
Der norwegische Saxofonist Trygve Seim zählt nun schon seit dem Jahr 2000 zum festen Künstlerstamm des Münchener Labels ECM. Seit seinem Debüt „Different Rivers“ gilt er als großes Talent zwischen Jazz und Avantgarde. Kürzlich ist ein weiteres ausgezeichnetes Werk von ihm erschienen. Mit seinem Ensemble aus Kontrabass, Klavier, Schlagzeug und Saxofon kreiert er in „Helsinki Songs“ wunderbaren Jazz, dehnt und erweitert dessen Spannweite melodiös und in sich ruhend: Musik als universelle Sprache sozusagen. Da treffen Klangwelten aufeinander: die der norwegischen Fjorde und der Stille Skandinaviens verknüpft mit arabischen Einflüssen und der Lebendigkeit indischer Metropolen. Und das alles wirkt nie aufgesetzt oder konstruiert.
Trygve Seims Saxofon führt dabei stimmig durch die Schönheit und die Melodienbögen des Kosmos.Die einzelnen Titel des aktuellen Albums sind größtenteils in der finnischen Hauptstadt komponiert worden. Das Quartett spielt Songs die sich an ganz unterschiedlichen Komponisten und Musikern wie Igor Strawinsky und Jimmy Webb oder Ornette Coleman und Bill Evans orientieren. Andere Stücke sind je einem der vier Musiker zugedacht. An Seims Seite spielen: Pianist Kristjan Randalu, Bassist Mats Eilertsen und Drummer Markkuu Ounaskari. Diese Musiker würden ihn erst befähigen, wirklich er selbst zu sein, sagte Seim in Anschluss an die Aufnahmen im Studio in Oslo.
Im Titelstück zum Beispiel musiziert Seim mit einer Gelassenheit, die Aufhorchen lässt. Auch das entschleunigte Stück „Birthday Song“, das Seim für Pianist Eilertsen zu dessen 40. Geburtstag schrieb, sowie das arabisch verzierte „Sorrow March“ zeigen Seim als absoluten Könner. Alle elf Songs des Albums stammen aus der Feder des Saxofonisten, der einmal mehr zwischen Tenor und Sopran wechselt. Darunter sind mit „Sol’s Song“ und „Ciaccona Per Embrik“ auch zwei Kompositionen für seine beiden Kinder. In „New Beginning“ sind Erinnerungen an den Klang des orientalischen Blasinstruments Duduk – einschließlich der für dieses Instrument typischen Gleittöne und eines leichten Vibratos in den länger gehaltenen Tönen zu spüren. Ähnlich wie Jan Garbarek bläst Seim mit einem starken, direkten, hell eingefärbten, fast vibratofreien Ton, und wie sein berühmter Landsmann meidet er überflüssige Verzierungen und konzentriert sich aufs Wesentliche in seinen Melodien. Das Album ist jedenfalls wärmstens zu empfehlen. Es ist erfreulich frisch und inspirierend, skandinavisch halt, allerdings auch mit dem Blick auf andere Kulturen.
Trygve Seim: „Helsinki Songs“ ist auf dem Label ECM erschienen