Lisa Wulff Quartett: Wundersame Tieftöne

Lisa Wulff Quartett: Wundersame Tieftöne

Kürzlich erst hat die Hamburger Bassistin Lisa Wulff zusammen mit dem Jazz-Posaunisten Nils Landgren und der Manhattan-Transfer-Sängerin Janis Siegel dem großen Leonard Bernstein beim Rheingau-Musik-Festival in Wiesbaden ein Ständchen zum Hundertsten dargebracht. Vorher war Wulff im Trio unterwegs, ja, und eine CD mit ihrem Lisa Wulff Quartett – Titel: „Wondrous Strange“ – hat sie auch noch am Start. Eine vielbeschäftigte Musikerin, keine Frage. Und obendrein ist sie eine fantastische Bassistin. In der Tat gehört Lisa Wulff zu den Hoffnungsträgern der jungen, modernen Jazz-Generation in Deutschland. Mit ihren vielschichtigen, stimmungsvollen Kompositionen bringt die 28-Jährige Hamburgerin frischen Wind ins Genre. Dabei hat sie schon mit gestandenen Leuten gespielt. Rolf Kühn und Wolfgang Haffner wären da zu nennen. Aber auch in dem jungen Trio Saskya mit Anna-Lena Schnabel und Clara Haberkamp ist sie aufgetreten. Musikalische Berührungsängste sind ihr gänzlich fremd.

Wulffs aktuelle CD „Wondrous Strange“ („Wundersam Fremd“) bietet keine Musik zum Träumen. Wulff verblüfft vielmehr mit Musik, die herausfordert und manche Überraschung bereithält. Der Wechsel zwischen recht eingängigen Melodien und feinen, balladesken Passagen auf der einen Seite und schrägen Saxofonausbrüchen, freien Improvisationen von Bass und Piano auf der anderen Seite fordert den Zuhörer heraus. Das Quartett ist bestens eingespielt und meistert Wulffs mitunter komplexe Kompositionen mit eleganter Leichtigkeit und einer farbigen klanglichen Ausdruckspalette.

Das liegt natürlich an den exzellenten Musikern: Adrian Hanack verzaubert äußerst facettenreich auf Tenorsaxofon und Flöte, Marin Terens Pianospiel ist mal sanft einschmeichelnd, mal sperrig und herausfordernd, Silvan Strauß‘ Schlagzeug sorgt für die nötige Spannung. Wulff selbst steuert mit ihrem E-Kontrabass, besonders aber mit dem Sopran-Bass, einer höher gestimmten E-Bassgitarre, verblüffende Effekte bei.

Wulff ist eine eher spät berufene Musikerin. Zum Bass kam sie erst mit 17 Jahren. An der Jugendmusikschule Hamburg begann sie an Studienvorbereitungskursen teilzunehmen. Von da an gab es aber kein zurück mehr. Nach ihrem vielbeachteten Debüt-Album „Encounters“ legt Wulff mit ihrem Quartett nun den Nachfolgervor „Wondrous Strange“ vor. Insgesamt: Eine virtuose Formation mit einer vielseitigen Leaderin.

Anspieltipps: „In My Head“, „Far Beyond Your Eyes“ und „Sacred Place“, ein Stück mit Gast-Sängerin Birgid Jansen, die ihrer markanten Soulstimme freien Lauf lässt.

Lisa Wulff Quartett: „Wondrous Strange“ ist auf dem Laika-Label/Rough Trade erschienen.