Leo Sidrans Hommage an den Sänger Michael Franks
Leo Sidrans Hommage an den Sänger Michael Franks
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Diese sprichwörtliche Aussage trifft auf Leo Sidran in jedem Fall zu. Schließlich ist er der Sohn eines berühmten Vater, Ben Sidran. Ben Sidran (Jahrgang 1943) ist der legendäre Pianist, Organist und Sänger, der 1967 mit der Steve Miller Band erste Erfolge feierte, sich später dem Jazz zuwandte und sich als Journalist, Produzent und Buchautor („Black Talk“) einen Namen gemacht hat.
Sohnemann Leo ist längst in die Fußstapfen des Vaters getreten. Auf „Cool School“, seinem aktuell sechsten Album, spielt Leo Sidran die meisten Instrumente selbst, lässt sich jedoch gesanglich und instrumental von diversen Freunden unterstützen. Aussergewöhnlich ist, dass er diesmal keine eigenen Lieder vorstellt, sondern ausschliesslich Songs von Michael Franks interpretiert, die er neu arrangiert hat. Das Album ist dem Musikschaffen des heute 73-jährigen US-amerikanischen Jazz-Sängers und Songwriters Michael Franks gewidmet, der nach einer Rock- und Folkperiode während seiner High-School-Zeit 1973 sein erstes eigenes Jazzalbum veröffentlichte, dem zahlreiche weitere folgen sollten. Franks arbeitete u. a. mit den Blues-Legenden Sonny Terry und Brownie McGhee, mit Flora Purim, K Ron Carter, The Crusaders, David Sanborn, Toots Thielemans und Eric Gale zusammen und schrieb Songs für The Manhattan Transfer, Patti LaBelle, Carmen McRae und The Carpenters.
Mit seinen 43 Lebensjahren und nahezu 30 Jahren Erfahrung als Musiker steht Leo Sidran heutzutage als Jazzmusiker in der vordersten Reihe. Das hört man auch jedem Song des Albums an. Zurücklehnen und geniessen heißt bei dieser Produktion die Devise. Im Titelsong tritt der Geehrte sogar selbst ans Mikro. Ansonsten beschränkt sich Sidran auf Franks‘ Werke aus den 1970er-Jahren, die er behutsam einem heutigen Sound anpasst, der von Bossa Nova getränkt ist und dessen Grooves und Harmonien manchmal an Donald Fagen erinnern – übrigens auch die Art, wie Sidran Top-Bläser wie John Ellis, Ryan Keberle und Michael Leonhart integriert. Außerdem sind Jazzgrößen wie Gitarrist Lage Lund oder Harmonika-Ass Olivier Ker Ourio mit dabei. Das klingt alles sehr relaxed und abgeklärt, hat Klasse und Stil. Sidran ist es gelungen den alten Michael-Franks-Songs neues Leben einzuhauchen, ohne sie allzu stark zu verändern. Mit viel Geschmack verpasste er den Arrangements Swing, Groove und eine Prise Latin Feeling. Fazit: Mission gelungen! Applaus!
Leo Sidran: „Cool School“ (The Music of Michael Franks) ist auf Bonsai/bei Warner Music erschienen.