Rim Banna – eine große Stimme Palästinas ist verstummt

Rim Banna – eine große Stimme Palästinas ist verstummt

Am 24. März dieses Jahres ist die palästinensische Sängerin Rim Banna gestorben. Bereits 2009 war sie an Krebs erkrankt, arbeitete dennoch bis kurz vor ihrem Tod an einem neuen Album. „Voice of Resistance“ erschien nun als posthumes Werk: Das Konzept-Album thematisiert alle Formen von Ungerechtigkeit und Besatzung, und es hat auch einen ganz konkreten Bezug zu Bannas Krankheit: Die medizinischen Daten ihrer Untersuchungsergebnisse wurden vom tunesischen Kollektiv Checkpoint 303 in Audiodateien umgewandelt und in die Songs eingebaut. Da Banna wegen einer durch ihre Krankheit bedingten Lähmung der Stimmbänder beim Singen stark beeinträchtigt war, hat sie für das Album auch Gedichte rezitiert. In den elektronischen Soundscapes trifft diese Lyrik auf Piano-Improvisationen von Bugge Wesseltoft. „Voice of Resistance“ wurde vom Norweger Erik Hillestad produziert.

Für die Palästinenser war und ist Rim Banna aus Nazareth seit Jahren ein Idol, international hingegen noch kaum bekannt. Die Sängerin feierte ihren Durchbruch mit Kinderliedern, ehe sie sich musikalisch Politik und Alltag ihres Volkes zuwandte.Sie hat alles, was eine arabische Diva braucht: Stimme, Persönlichkeit, Schönheit. Keine Allüren, uneitel, zurückhaltend, musikalisch professionell. Ihr ging es nie um Selbstdarstellung, sondern um die Musik, und die „palästinensische Sache“.

Rim Bannas Repertoire umfasst moderne palästinensische Poesie und traditionelle palästinensische Lieder, die sie mit ihrem Ehemann, dem ukrainischen Gitarristen Leonid Alexeienko modern arrangiert. In Israel und Palästina ist Rim Banna seit über zehn Jahren ein Star. Dass sie auch in Europa bekannter wurde, verdankt Rim Banna unter anderem der norwegischen Sängerin Kari Bremnes, die bei einem Besuch in Israel auf ihre palästinensische Kollegin aufmerksam wurde und sie spontan nach Oslo einlud. Daraus entstand 2003 die CD „Wiegenlieder von der Achse des Bösen“ – eine musikalische Antikriegsbotschaft an US-Präsident Bush, von Sängerinnen aus Palästina, dem Irak, Iran und Norwegen. Die meisten Songs von Rim Banna erzählen vom Leiden der Palästinenser – eindringlich, emotional.

Ihr letztes, nach ihrem Tod veröffentlichten Album, ist ein starkes Vermächtnis dieser großartigen Sängerin und Kämpferin und jedem zu empfehlen, der den Nahen Osten besser verstehen will.

Rim Banna: „Voice of Resistance“ ist auf dem Label Kirkelig Kulturverksted/nuzzcom erschienen.