Joan Baez: Eine Legende nimmt Abschied

Joan Baez: Eine Legende nimmt Abschied

Seit gut 60 Jahren steht sie auf der Bühne. Sie ist eine lebende Legende und ein großes Stück amerikanischer Zeitgeschichte. Joan Baez hat sich ihr Leben lang für die Friedensbewegung und gegen Rassismus eingesetzt, sie war mit Bob Dylan und Steve Jobs liiert. Die inzwischen 77-Jährige wurde zur Ikone der Protestkultur in den sechziger Jahren, war in Woodstock dabei und ist bis heute politisch aktiv. Jetzt geht sie zum letzten Mal auf Tour. „Fare Thee Well“ heißt die Tour, die sie auch nach Deutschland führt. Bis Ende des Jahres wird sie unterwegs sein. Ihr vorläufig letztes Konzert findet dann am 17. November in Oakland, Kalifornien statt. Auf ihrem aktuellen Album „Whistle Down The Wind“ – Nachfolger von „Day After Tomorrow“ aus dem Jahr 2008 – gibt sie sich kämpferisch wie eh und je. Denn Schweigen war nie ihr Ding. Ihr heller Sopran war die Stimme der amerikanischen Friedensbewegung in den späten sechziger Jahren, sie stand in Woodstock auf der Bühne und hat ihr politisches Engagement nie aufgegeben. 2017 wurde sie in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.

Vor fast 60 Jahren,1959, trat Baez erstmals auf dem Newport Folk Festival vor 13 000 Menschen auf. Sie war das erste weibliche Idol der sich langsam formierenden Protestkultur der 60er Jahre. Später war sie mit Bob Dylan und Martin Luther King befreundet, sie sang beim Marsch auf Washington 1963 genauso wie beim Woodstock-Festival 1969. Ihre Interpretation von „We Shall Overcome“ wurde zur Hymne der friedlichen Protestkultur der Sechzigerjahre. Joan Baez hat 25 Studioalben veröffentlicht.

Ihr aktuelles Album ist eine wundervolle Sammlung von zehn Cover-Songs, die von Songwriter-Kolleginnen und -Kollegen wie etwa Joe Henry (der das Werk auch produziert hat), Zoe Mulford, Mary Chapin Carpenter, Anohni oder Josh Ritter ihr teils eigens auf den Leib geschrieben wurden. Zwei Songs hat Tom Waits beigesteuert. Das Lied „I Wish the Wars Were All Over“ könnte auch vor 50 Jahren geschrieben worden sein, weil es heute aktueller denn je ist. Das neue Album hat Tiefgang. Musikalisch dominiert eine melodische Folk-Gitarre. Dazu diese eindringliche, sanfte, doch zugleich etwas raue Stimme. „Ich bin das letzte Blatt am Baum“, singt Baez. Tatsächlich gibt es nicht mehr viele ihrer Art. Mit „The President Sang Amazing Grace“ befindet sich von Zoe Mulford ein sehr fesselnder Song auf dem Album, den Joan einst beim Radiohören entdeckte und sie fesselte. Insgesamt ein Abschiedsalbum von einer starken Frau und herausragenden Künstlerin.

Joan Baez: „Whistle Down the Wind“ ist bei Concord Records/Universal erschienen.

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