Jeff Beck erfindet sich auf „Loud Hailer“ neu

Jeff Beck erfindet sich auf „Loud Hailer“ neu

Er war Leadgitarrist bei den Yardbirds, bis er dort rausflog, er spielte mit Rod Stewart und Ron Wood zusammen und er hat eine Menge Soloalben gemacht. Die Rede ist natürlich von Jeff Beck. 72 Lenze zählt der legendäre Saitenzauberer inzwischen doch er ist noch präsent, obwohl er eine Weile abgetaucht war. Mit seinem aktuellen Album „Loud Hailer“ (zu deutsch Megafon) erfindet er sich geradezu neu. Der Mann duldet keinen Stillstand, ist auch im Rentenalter auf der Suche nach Neuem, nach dem Besonderen. Jeff Beck war wohl das Image als Posterboy für Gitarrenmagazine herzuhalten satt. Dabei könnte er sich zurücklehnen und auf seinen Lorbeeren ausruhen. Tut er aber nicht. Für „Loud Hailer“ holte sich Jeff Beck geballte Frauenpower ins Studio. Das Ergebnis ist ein frisches, innovatives Album. Und er spielt darauf fürwahr die besten Soli seines Lebens.

Die beiden Musikerinnen, die Gitarristin Carmen Vandenberg und die Sängerin Rosie Bones von der Londoner Band Bones, lernte er auf einer Geburtstagsfeier des Queen-Schlagzeugers Roger Taylor kennen.

Begeistert von ihrem musikalischen Talent kam es schließlich zur Zusammenarbeit. Und so übernimmt Rosie Bones auf insgesamt neun der elf Songs die Gesangsparts. Bei den beiden übrigen Titeln handelt es sich um typische Jeff-Beck-Instrumentals. Unterstützt wird das Trio von Schlagzeuger Davide Sollazzi und Bassist Giovanni Pallotti. Für die Produktion arbeitete man mit Filippo Cimatti zusammen, der zuvor bereits für Rosie und Carmen hinter den Reglern gesessen hat.

Geblieben ist zwar das raue und bissige Bluesfeeling, trotzdem wirkt der Sound hypermodern. Er macht weder halt bei wütendem Garagenrock noch bei Dubstep oder 50er Jahre Doo-Wop-Seligkeit. Auch gesellschaftspolitisch übt Beck keine Zurückhaltung. Er prangert Missstände an. Im einleitenden Heavy-Shuffle „The Revolution Will Be Televised“ zum Beispiel nimmt Rosie Bones mit knarzigem Sprechgesang auch gleich mal unseren Katastrophen-Konsumismus via TV aufs Korn. In „The Ballad Of The Jersey Wives“ geht es um Verschwörungstheorien und die mitreißende Funk-Nummer „O.I.L. – Can’t Get Enough Of That Sticky Stuff“ im Prince-Stil rechnet mit einer gewinnsüchtigen Ölindustrie ab.

Einen bitteren Beigeschmack hat die Ballade „Scared For The Children“ zum Thema Entfremdung der Kindheit. Fazit: Dieses Werk ist eines der besten Gitarrenalben seiner Karriere.

Jeff Beck: „Loud Hailer“, erschienen auf Atco/Rhino (Warner)

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