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Abschiedstour: Mo’Blow rocken den Schlachthof
Abschiedstour: Mo’Blow rocken den Schlachthof
Viel Positives ist in den vergangenen Jahren über die Berliner Funk-Band Mo’Blow geschrieben und gesagt worden. Doch dann sprachen die vier Musiker. Und verkündeten im Dezember 2015 das Ende ihrer gemeinsamen Zeit. Doch nicht, ohne ihren Fans noch einmal eine ausschweifende Abschiedstour für das Jahr 2016 in Aussicht zu stellen. „Ganz oder gar nicht“, so lautet das selbst ausgerufene Motto für das laufende Jahr. Und wir? Haben uns das Konzert im Wiesbadener Schlachthof angeschaut – mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Es war ein schöner Frühlingstag in der hessischen Landeshauptstadt. Die Uhr zeigt viertel vor acht, langsam geht die Sonne unter. Eine S-Bahn fährt in den nahegelegenen Hauptbahnhof ein, aus der Ferne hallen ein paar unverständliche Lautsprecherdurchsagen herüber. Eigentlich kaum vorstellbar, dass in ein paar Augenblicken ein wahres Funk-Feuerwerk auf die Zuschauer im Wiesbadener Schlachthof niederprasseln wird. Doch der Reihe nach.
Mo’Blow, das sind Felix Falk am Saxophon, Matti Klein an den Keys, Tobias Fleischer am Bass und André Seidel an den Drums. Seit gut zehn Jahren sind die vier Vollblutmusiker zusammen unterwegs, haben hunderte von Konzerten gegeben. Und begeistern Fans in Europa genauso wie in Fernost.
Schon als die ersten Töne von „Slingshot“ auf dem Bariton-Sax ertönen, fängt die Party an. Es wird getanzt, geklatscht und mitgewippt, wohin das Auge sieht! Kein Wunder: Heute Abend sind keine verknöcherten Jazz-Pessimisten zum Konzert gekommen, sondern weltoffene Menschen aller Altersklassen, die einfach nur Lust auf ein paar derbe Funk-Grooves haben. Und genau die bekommen sie en masse! Denn das Konzert ist ein Querschnitt aus zehn Jahren Mo’Blow – mit älteren Songs wie „Count Seventeen“ oder neuen Songs wie dem Adèle-Cover „Rolling In The Deep“. André Seidel an den Drums lässt die Synkopen fliegen und brilliert in der Rolle des hochkonzentrierten Taktgebers genauso wie durch coole Fill-ins und krachende Soli. Tobias Fleischer komplettiert die Rhythmusgruppe und sorgt mit seinen funkigen Über-Basslines für ekstatische Schreie im Publikum. Ob pur oder mit fettem Wahwah-Filter: So etwas groovendes wie das Intro zu „Ricky The Lobster“ hört man selten! Fast atemlos und mit einer unglaublichen Energie pushen sich die vier Protagonisten gegenseitig von Nummer zu Nummer. Dazu fliegende Wechsel vom Bariton- über das Tenor- bis hin zum Sopran-Sax und Didgeridoo. Würde man es nicht sehen, man könnte glatt meinen, es wären mehr als nur vier Musiker auf der Bühne. Auch, weil es Felix Falk am Sax meisterlich versteht, Melodien zu loopen und übereinander zu legen. Seine Kreativität wird nur noch durch die aberwitzige Geschwindigkeit der Improvisationen übertroffen. Genial. Àpropos Geschwindigkeit: Matti Klein am Fender Rhodes zeigt eindrucksvoll, dass ohne den warmen, weichen Klang des legendären Tasteninstruments im Funk kein Weiterkommen ist. Mal mit viel Gefühl, mal mit unbändiger Energie holt er aus seinem Instrument die Töne heraus, die das Quartett komplettieren. Stakkato-artige Akkorde, perlende Improvisationen – Herz, was willst Du mehr? Zugaben? Klar. Aber leider nur eine. Da hätte es für meinen Geschmack gerne noch etwas mehr sein dürfen. Aber das Publikum feiert trotzdem auch nach Ende des Konzerts.
Das Fazit? „Wir haben immer alles gegeben!“ schreiben die vier Vollblutmusiker auf ihrer Webseite. Und genau das haben sie auch in Wiesbaden getan. We will miss you, guys!
Übrigens: Das jüngst erschienene Mo’Blow-Album, das live in Berlin aufgenommen wurde – und auch genau so heißt – vermittelt einen guten Eindruck davon, zu was die vier Jungs auf der Bühne fähig sind. Unseren Review dazu gibt es hier. Und: Die Abschiedstour ist noch nicht zu Ende! Weitere Termine gibt es auf der Webseite der Band.