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Junun: Klangerlebnis ohne Grenzen
Junun: Klangerlebnis ohne Grenzen
Weltmusik im besten Sinne bietet das Album „Junun“, das kürzlich auf dem US-Label Nonesuch erschienen ist. Die musikalischen Quellen sind dabei so vielseitig wie es die Musiker des Projekts sind. Die Akteure in diesem Grenzen sprengenden Vielerlei sind:
Syhe Ben Tzur, er ist der Komponist und Musiker, Jonny Greenwood ist Gitarrist und The Rajasthan Express, das sind indische Qawwali-Musiker, ein leicht nach Bollywood klingendes 19-köpfiges Großkollektiv. Zusammen ergibt dies eine Melange mit indischen, amerikanischen, israelischen und englischen Wurzeln. Syhe Ben Tzur beispielsweise, der Songlieferant ist ein in den USA geborener, israelischer Komponist mit großem Interesse an indischer Musik, Sufismus und Qawwali, einem muslimisch-devotionalen Gesang. Er ist inzwischen musikalisch und geographisch ein Pendler zwischen Israel und Indien und singt auch auf dem Album mal hebräisch, mal in Urdu. Mit Gitarre, Bass und Keyboard bringt Jonny Greenwood, Gitarrist der Band Radiohead, Pop-Klänge in diese außergewöhnliche Formation. Und auch Radiohead-Produzent Nigel Godrich hält auf „Junun“ die Fäden in der Hand. „Junun“ ist eine alternative Schreibweise von „Junoon“, was soviel wie „Manie“ oder „Liebeswahn“ bedeutet.
„Junun“ führt uns auf einen 125 Meter hohen Hügel über der Stadt Jodhpur im nordwestindischen Bundesstaat Rajasthan – direkt in die gewaltige Festungsanlage Mehrangarh aus dem 15. Jahrhundert: Hier nämlich fanden die Aufnahmen zu diesem beeindruckenden Album statt. Beim Hören wird man schnell gepackt von einem Sound, der fesselt, einen nicht mehr loslässt. Es sind erhabene und mitreißende Stücke, die sich im Ohr festsetzen. Das alles ist sehr inspirierend und Fantasie anregend. Da geht es bisweilen experimentell und jazzig zu, dann wieder wechselt der Sound in die Nähe mystischer Poesie. Zwischendrin kraftvolle Bläser und auch ein wunderschöner Damenchor gibt sich die Ehre und hinterlässt hypnotische Spuren. Schier unüberschaubar ist die Vielfalt der Instrumente. Von der indische Sitar oder Sarod über Kamaicha, Trompete, Tuba oder Posaune ist so ziemlich alles vertreten.
Übrigens wurden die Aufnahmen zu dem Album von Filmregisseur Paul Thomas Anderson („There Will Be Blood“, „Inherent Vice“, „Magnolia“, „The Master“) begleitet, mit dem Greenwood schon mehrfach kooperiert hat.
Fazit: Diese Doppel-CD (2 LP-Album) bietet ein geordnetes Durcheinander von Musik mit berückend schönen Klangerlebnissen.
Shye Ben Tzur, Jonny Greenwood and The Rajasthan Express: „Junun“ (Nonesuch/Warner Music)