B.B. King ist tot: Ein Leben für den Blues

B.B. King ist tot: Ein Leben für den Blues

Die amerikanische Blues-Legende B.B. King ist tot. King starb im Alter von 89 Jahren in Las Vegas. Er war der Musiker, der zu den einflussreichsten Gitarristen und Sängern in der amerikanischen Musikgeschichte zählte. Er beeinflusste ganze Generationen von Musikern. Im vergangenen Oktober hatte er wegen Krankheit seine Tournee abgebrochen. Vor weniger Tagen hatte er sich nach einem kurzen Klinikaufenthalt – seinem zweiten innerhalb von vier Wochen – in häusliche Hospizpflege begeben. Sein langjähriger Geschäftspartner Laverne Toney sagte Anfang Mai, King habe ihm immer gesagt, „dass er nicht in ein Krankenhaus will. Er will zu Hause sein.“

B.B. King wurde als Riley B. King am 16. September 1925 auf einer Plantage in der Nähe von Itta Bena, Mississippi geboren. Er schlug sich nach dem Tod der Mutter als Plantagenarbeiter durch, während dieser Zeit sang er in verschiedenen Kirchenchören und lernte das Gitarrespielen. Als Bluessänger trat er erstmals während seines Militärdienstes in 1943 in Erscheinung. Zehn Jahre später hatte er bereits erste Plattenaufnahmen gemacht und formierte eine eigene Band anlässlich einer Tournee durch kleine Clubs in den Südstaaten. Es folgten ausgedehnte Tourneen durch die ganze Welt.

Seine enorme Bühnenpräsenz, sein grummelnder Bariton, der weiche, schlurzende Ton von „Lucille“, seiner Gibson-Gitarre: sie alle wirken wie Naturgewalten. Um schätzen zu lernen, dass B.B. King das Nonplusultra ist, genügt ein kurzer Abstecher ins Herz des Deltas. Gleich hinter Indianola, dem Geburtsort von Albert King, und oberhalb von Inverness, wo Little Milton zur Welt kam, liegt ein weiteres Nest namens Itta Bena, in dem der Mann das Licht hat der Welt erblickte, dem nach wie vor als dem Größten von allen gehuldigt wird. Dort erlebte der die Jahre der Depression und pflückte tagein tagaus Baumwolle auf einer Plantage Ermutigt von seinem musikalisch begabten Vetter, Bukka White, ergriff er die Initiative und machte sich auf den Weg zu etlichen Grammys und Ehrendoktorwürden.

Anfangs interessierte sich der junge Riley für Gospelmusik, vielfältigere Interessen entwickelte er dann, nachdem ihm 1949 ein Job als Discjockey bei einem lokalen Radiosender in Memphis angeboten wurde. In der Radio-Show trat er unter dem Pseudonym „Beale Street Blues Boy“ auf – woraus später die Initialen „B.B.“ für „Blues Boy“ wurden.

Die Gitarristen Charlie Christian und Django Reinhardt nennt er als große musikalische Vorbilder. Doch die typische Phrasierung weist auf Bluesgrößen wie „T-Bone“ Walker hin. Schon früh entwickelte er seine eigene Gitarren-Technik, ein charakteristischer Vibratoton, der für das gesamte moderne Elektrogitarrenspiel immens wichtig wurde. Dabei wird das Handgelenk schnell hin- und herbewegt, um zu erreichen, dass der gegriffene Ton in geringem Ausmaß seine Höhe verändert und vibriert.

Innerhalb kurzer Zeit war King mit seiner Version von „Three O’Clock Blues“, einem Standard von Lowell Fulson, auf Platz 1 der R&B-Charts vertreten. In der Folgezeit ging er ständig auf Tour. Bis vor wenigen Jahren noch absolvierte er 250 bis 300 Gigs pro Jahr. Meist eröffnet er seine Konzerte mit „Tell Everybody! Tell Everybody! B.B. King’s In Town“ und brachte seine Fans von der ersten Minute an in Hochstimmung. Zu B.B. Kings berühmtesten Songs gehören „Every Day I Have The Blues“ und „The Thrill Is Gone“. Insgesamt veröffentlichte King 75 Alben, er wurde mit 14 Grammys ausgezeichnet. King erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2009 seinen 15. Grammy-Award für das Album „One Kind Favor“. Das Rolling Stone Magazine hatte King nach Jimi Hendrix und Duane Allman in seiner Liste der 100 besten Gitarristen aller Zeiten aufgeführt.

Sein Album „Live At The Regal“ aus dem Jahr 1965 setzte Maßstäbe. Einen jazzigen Sound pflegte er auf der Platte „Indianola Mississippi Seeds“ von 1970. Im Gegensatz zu anderen Blueskünstler verlor er nie neue Entwicklungen aus dem Auge. So spielte er mit der irischen Rockband „U2“ den Hit „When Love Comes To Town“ von deren Album „Rattle And Hum“ ein. Gemeinsam mit Eric Clapton entstand im Jahr 2000 die CD „Riding With The King“. Trotz seiner Berühmtheit und seinen vielen Ehrungen ist er immer bescheiden und zuvorkommend geblieben. Er setzt sich für karitative Belange ein, macht sich stark für eine Reform des Strafvollzugs, spielt in Gefängnissen. Genauso engagiert bereibt er seine B.B. King’s Blues Clubs in diversen Städten der USA und fördert somit den Nachwuchs.

„Ist man traurig, macht der Blues einen trauriger“, hat B.B. King einmal gesagt, „und ist man glücklich, macht er einen glücklicher“.

Jetzt ist King gestorben und seine Fans sind traurig. Aber sie werden Trost finden und glücklich sein mit Kings unzähligen Aufnahmen, die er hinterlässt. Auf seinem letzten Album „One Kind Favor“ singt B.B. King als erstes Lied „See That My Grave Is Kept Clean“. Das stammt von Blind Lemmon Jefferson und aus dem Jahr 1927. Und niemand zweifelt daran, dass diesem Wunsch entsprochen wird. B.B. King wäre am 16. September 90 Jahre alt geworden.

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