„Ruhepol“ – Musik wider den (Weihnachts)Stress

„Ruhepol“ – Musik wider den (Weihnachts)Stress

Man könnte trefflich darüber spekulieren, warum die Jungs von Sine sich ausgerechnet die Vorweihnachtszeit als Release-Datum für ihr neues Album „Ruhepol“ ausgesucht haben. Man könnte es aber auch lassen. Und die Musik einfach hören. Denn das lohnt sich allemal.

Sine – das sind die Brüder Thomas und Jochen Hauser. Eigentlich sind beide im Bereich Rockmusik unterwegs, haben sich aber die entspannten Chillout- und Ambient-Sounds bewusst als Counterpart zur Rockgitarre – und auch als Mittel zur Entspannung – gesucht. Leichtfüßig und relaxt wirken die Kompositionen. Schon nach den ersten Akkorden des Songs „Wolke 7“ macht sich beim geneigten Hörer ein komfortables Gefühl wohliger Wärme und Entschleunigung breit – genauso wie man es von einer guten Chillout-CD erwarten würde.

Sine war von Anfang an das Projekt, um runterzukommen, bei dem ich ganz automatisch immer entspannen und den Alltag völlig hinter mir lassen kann. Beim Komponieren und Produzieren tauche ich völlig ab. Sine ist für mich ein Ruhepol, eine Möglichkeit Kraft und Energie zu sammeln.

Thomas Hauser

15 Tracks umfasst das neue Album. Dabei wirkt der Titel wie ein Versprechen, das die beiden Musiker während der fast 78 Minuten Laufzeit Schritt für Schritt einlösen. Die Arrangements präsentieren sich wie aus einem Guss, bieten aber trotzdem ausreichend Abwechslung. Viel zu oft bedienen sich Chillout-Alben oder Compilations der immer gleichen Elemente und werden dadurch austauschbar. „Ruhepol“ merkt man seinen hohen musikalischen Anspruch an. Mal spielt die Akustikgitarre – wie bei „Our Secret Garden“ eine tragende Rolle, umrahmt von Chorälen und Vogelgezwitscher aus dem Synth. Beim nächsten Track „To The Sun“ steht dafür wieder das E-Piano im Mittelpunkt. Und „Nebula“ verbindet Improvisationen vom E-Bass mit einem satten Beat und Flächen, die ein wenig an Air oder Massive Attack erinnern.

Genau das macht für mich gute Chillout-Musik aus: Mal feiner Groove, mal bombastische Flächensounds, mal nur die gezupfte Gitarre. Klar, dass auch „Ruhepol“ nicht umhin kommt, hier und da ein paar musikalische Floskeln wie Wellenrauschen oder geflüsterte Frauenstimmen zu bemühen, aber es entsteht nie das Gefühl der Effekthascherei.

Im Gegenteil: „Ruhepol“ ist das Drei-Gänge-Menü unter vielen auf Fastfood-Niveau und für den schnellen Hörkonsum produzierten Chillout-Releases unserer Zeit. Man merkt, dass hier Menschen an den Reglern saßen, die mit und für ihre Musik leben – und deren Tiefenentspannung im Studio sich direkt durch die Gehörgänge auf die Hörer überträgt. Bitte mehr davon!

Anspieltipp: „The Return“ und „Wolke 7“

Weitere Infos gibt es auf der Webseite des Labels Sine.

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