Über den Plattenteller: Kochbücher die sich lohnen

Über den Plattenteller: Kochbücher die sich lohnen

Alle Jahre wieder um diese Zeit lenken wir den Blick auf gute Kochbücher, die uns gefallen haben. Wir meinen, nicht nur das Ohr braucht Nahrung, sondern auch der Magen. Und wir sind auch diesmal fündig geworden. Diese Kochbücher liefern Ideen und Inspiration zum Nachkochen.

 

HARALD RÜSSEL: VOM WALD AUF DEN TELLER

Gleich vorweg: Kochbücher über Wild gibt es einige. Doch das von Harald Rüssel gehört zu den besten. Was kann man über Harald Rüssel sagen? Nun, er ist seit Jahren einer der besten Köche Deutschlands und ist neben vielen anderen Feinschmecker-Auszeichnungen auch mit einem Michelin-Stern geadelt. Zudem ist er passionierter Jäger und genau das passt auch zu seiner Philosophie, als Koch regionale Produkte, althergebrachte Rezepte und Zubereitungsmethoden in seinen Restaurants anzubieten.

Neben 10 Kapiteln mit Wildrezepten finden sich in 12 weiteren Kapiteln viele informative Texte über die Jagd, den Wald, über Kräuter, Wildpflanzen oder über Rüssels selbst kreierten „Waldgin“. Die Wildbretschule vermittelt Wissen über die einzelnen Stücke eines Tiers, die in der Küche Verwendung finden.Sämtliche Rezepte sind klar bebildert und schauen lecker aus. Über 80 Wildrezepte machen Apetit ausprobiert zu werden: Von Klassikern wie geschmorte Rehschulter, Rehmaultaschen mit Speckschmelze und Feldsalat oder das „Wildschwein-Cordon bleu mit Süßkartoffeln und Chicorée bis zu neuen Ideen wie Wildentenbrust mit Fregola und wildem Brokkoli.

Groß ist auch der Praxisteil: „Back to the roots“ & „from nose to tail“ heißt hier die Devise. Das Buch ist auch eine Hommage an den Hunsrück – an die Region, in der Rüssels Landhaus liegt im wunderschönen Wald bei Naurath. Dieses Buch kann man nur in den höchsten Tönen loben. Es ist eine dicke Empfehlung wert.

Harald Rüssel: Wild – Wald – Genuss, Dorling Kindersley Verlag, 256 Seiten, 34,95 Euro

KOCH-SUPERSTAR KANN AUCH EINFACH

19 Punkte, drei Sterne: Andreas Caminada ist ein Koch-Superstar. Wenn einer wie er sich nach so vielen Jahren die pure Freude am Kochen erhalten konnte, hat er vieles, wenn nicht sogar alles, richtig gemacht. Sein Schweizer Restaurant „Schloss Schauenstein“ in Fürstenau ist mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Beste Voraussetzungen also für ein besonderes Kochbuch. Doch zeigt er in „Pure Freude – meine einfache Küche 2.0“ nicht seine hohe Kochkunst, sondern dass, was zu Hause umsetzbar ist und nachhaltig zum Kochen animieren soll.

Unterteilt sind die einzelnen Rezepte in die fünf verschiedenen Geschmacksrichtungen:„Ich möchte zeigen, wie süß, salzig, sauer, bitter und umami funktionieren, sich gegenseitig beflügeln und einem Gericht Leichtigkeit, Komplexität oder Tiefe verleihen können. Denn guter Geschmack ist stets das Produkt diverser Faktoren“, so Caminada.

Dabei verrät der Spitzenkoch Rezepte, die sowohl von seiner Heimat Graubünden  inspiriert sind, als auch von der internationalen Küche. So finden sich international inspirierte Gerichte wie Ochsenschwanzgyoza, Schweinebauch mit Sobanudeln oder Hecht mit Lardo und Kimchi genauso in dem Werk wie auch Traditionelles wie gebeizte Forelle mit Rande und Rauchvinaigrette, Hefeküchlein mit Vanilleglace oder Quarkschmarrn mit Zwetschgen.

Im Buch setzt Caminada nicht nur das Essen und die Landschaft in Szene, sondern auch besondere Menschen, die ihn mit außergewöhnlichen Produkten beliefern: die Trüffelsucherin Michi Berry ebenso wie Adolf und Margrit Hartmann, die im Val Lumnezia den köstlichsten Sanddorn pflücken, oder den Jäger Roger Zogg. Ihnen allen sind ausführliche Porträts gewidmet. Für Andreas Caminada steht fest: Essen ist nun mal essentiell und hat seine Wichtigkeit in unserem Leben. Wer wollte dem widersprechen!

Andrea Caminada: Pure Freude – Meine einfache Küche 2.0, AT-Verlag, 216 Seiten, 35 Euro

MEHR ALS 100 GEHEIMREZEPTE

Von Claudio Del Principe gibt eine Menge guter Kochbücher. „Pura Passione“ ist sein Neuestes. Es feiert die fast vergessene puristische Alltagsküche Italiens. Mamma Luisa und Mamma Lina haben Claudio Del Principe über 100 Geheimrezepte anvertraut. Nach dem Motto man nehme: Wenige erlesene Zutaten, pure Leidenschaft und Mamma-Tipps. So entstehen liebevolle Gerichte für die Familie, klassische Antipasti, unwiderstehliche Primi mit Pasta, Risotto und Polenta, schmackhafte Sughi, Secondi, Contorni und verführerische Dolci. Speisen des Alltags, die das Leben prägen.Mit anderen Worten: Puristisches Soulfood für jeden Tag, gekocht und fotografiert von Claudio Del Principe. Sozusagen „Italianità per tutti!“

Fazit: Herrlich unkompliziert und gleichzeitig vollkommen genussorientiert ist dieses x-te Del Principe-Buch. Und man stellt bald fest: die italienische Küche ist eigentlich gar keine Zauberei. Übrigens: Sein Blog „Anonyme Köche“ gilt als Perle unter den deutschsprachigen Foodblogs.

Claudio Del Principe: Pura Passione, AT-Verlag,240 Seiten, 29,90 Euro

JAPANS KÜCHE IST MEHR ALS SUSHI

Die japanische Küche ist fett-, zucker-, kohlenhydrat- und salzarm. Das gilt vor allem für die traditionellen Rezepte, wobei das Produkt stets im Vordergrund steht. Es wird auf große Sorgfalt und Qualität Wert gelegt. Typische Zutaten, die Japans Kulinarik geprägt haben sind Reis, und Sojaprodukte wie Sojasauce, Miso, Tofu, aber auch lokal angebaute Gemüse und Obstsorten. Zu den vielen Büchern zur Japan-Küche gesellt sich jetzt ein ganz besonderes dazu. „The Art of Shiki“ heißt das Werk, das auf den ersten Blick sehr edel daherkommt. Die Aufmachung ist superb, ein echter Hingucker.

Spitzengastronom, Musiker, Dirigent und Unternehmer Joji Hattori gibt darin persönliche Einblicke in die Vielfalt der japanischen Küche: Von einfachen, alltäglichen Rezepten bis hin zu Gerichten aus Hattoris eigenem Restaurant – dem Michelin-Stern-prämierten Shiki in der Wiener Innenstadt.„The Art of Shiki“ liefert authentische Hintergrundgeschichten und bietet mehr als 50 Rezepte – von einfacher Hausmannskost bis hin zur Shiki-Gourmetküche. Joji Hattori ist in vielerlei Hinsicht ein „Wanderer zwischen den Welten“. In ihm vereinen sich Kunst-, Kultur und Genusssinn und machen ihn damit zu einem Multitalent mit Grenzen überschreitenden Wurzeln. In Tokio geboren und in Wien aufgewachsen, sieht er aus wie ein Japaner, spricht wie ein Österreicher und hat sein Herz in beiden Welten. Der erfolgreiche Konzertgeiger und Dirigent pflegte stets seine Passion für gutes Essen. 2015 erfüllte er sich seinen Lebenstraum eines eigenen Restaurants mit der Eröffnung des Shiki im Herzen Wiens, indem er das Beste aus japanischer und europäischer Kultur verbindet. The Art of Shiki ist ein sehr lehrreiches Buch über Japan und insbesondere seine Küche und mit Gewinn zu lesen!

Joji Hattori/Alois Traint: The Art of Shiki, Pichler Verlag, 208 Seiten, 40 Euro

BROTBACKEN MIT SAUERTEIG BRAUCHT ZEIT

Die neue Brotbackwelle ist nicht aufzuhalten. Gut so! Die meisten Menschen sind es inzwischen leid, minderwertiges Billigbrot aus Backshops und industrieller Fertigung mit künstlichen Hilfsmitteln zu konsumieren, die einsparen helfen, was beim gewerblichen Backen am teuersten ist: Zeit. Selbstversorgung heißt jetzt die Devise. Genauer gesagt: mit Sauerteig Brot backen. Eine Jahrtausende alte Tradition übrigens. Der langsam fermentierte Teig garantiert maximalen Geschmack und beste Bekömmlichkeit. Das braucht seine Zeit.Mal eben schnell ein Brot backen, das geht eben nicht, zumindest nicht mit Sauerteig.

Alles beim Sauerteig beginnt damit, Mehl und Wasser anzusetzen und zu beobachten, wie es zu blubbern beginnt und wie nach fünf Tagen aus den natürlich im Mehl vorhandenen Hefesporen eine lebendige Basis für die ersten Backversuche entsteht: das sogenannte Anstellgut. Von dem wird nur ein Teil verwendet, das Meiste bleibt übrig für die nächsten Brote, muss allerdings mehrfach wöchentlich aufgefrischt werden.

Wer sich mit Sauerteigmachen, der Königsdisziplin fürs Brotbacken beschäftigt, lernt also vor allem mit dieser Zeit umzugehen. Casper André Lugg und Martin Ivar Hveem Fjeld, Betreiber einer Bio-Bäckerei in Oslo,nehmen in ihrem Buch „Sauerteig. Gutes Brot backen “ die Scheu vor dem großen Aufwand. Die zahlreichen Rezepte, häufig unter Verwendung alter Getreidearten wie Emmer, Einkorn, Nacktgerste oder Kamut, werden aus einem einzigen Grundrezept entwickelt – zum Üben, und um sich vertraut zu machen mit den Teigen. Akribisch wird erklärt, wie zu kneten, zu falten und zu dehnen ist – und einmal mehr, wann man dem Teig Ruhe gönnen soll. Sinnvoll ergänzt wird das Ganze durch ein Kapitel in dem Getreidearten, Mehlsorten, deren Mischungen und unterschiedlichen Behandlung erwähnt werden. Das Buch macht nicht nur Freude beim Anschauen und Lesen, es vermittelt den Eindruck, dass man es durchaus einmal selbst probieren könnte mit dem Sauerteig.

Casper André Lugg, Martin Ivar Hveem Fjeld: Sauerteig. Gutes Brot backen. 160 Seiten, 130 Farbabbildungen, Prestel Verlag, 26 Euro

EIN HOCH AUF DIE KARTOFFEL

Mit diesem Buch ist die Lust auf die Kartoffel jedenfalls geweckt. Sie sollte unbedingt wieder mehr im Blickpunkt stehen. Verdient hat sie es. Denn sie ist ein richtiges Superfood. Sie enthält hochwertige Eiweiße, Magnesium, Kalzium, Kalium, Eisen, B-Vitamine, Vitamin C und hat wenig Kalorien. Das Kochbuch „Rezepte mit Kartoffeln von Caspar Plautz“ ist eine Huldigung an den Erdapfel. Der einprägsame Name Caspar Plautz steht für den Kartoffelstand und Imbiss auf dem Viktualienmarkt in München, der von Kay Uwe Hoppe, Dominik Klier und Theo Lindinger betrieben wird. Abgeleitet ist der Buchtitel von dem Benediktinerabt Caspar Plautz, der schon 1621 ein Kartoffel-Kochbuch veröffentlicht haben soll. Die drei Kartoffel-Freaks stürzten sich 2017 halsüberkopf in das Abenteuer Kartoffel. Ihre Recherchen und ihr erworbenes Wissen zum Thema inspirierten sie, ebenfalls ein Kartoffel-Kochbuch zu veröffentlichen.

Los geht es im Buch mit Grundlagenrezepten wie Kartoffelsalate, Pürees, Knödel, Schupfnudeln oder Gnocchi. Regional, saisonal und nachhaltig ist dem Dreierteam wichtig. Die darauf folgenden Gerichte sind nach Jahreszeiten aufgelistet. Und bis auf drei edle französische Kartoffelsorten stammen alle von regionalen Bauern aus Bayern. Übrigens gibt es allein in Deutschland rund 200 Kartoffelsorten. Im letzten Teil werden dann noch besondere Toppings und Saucen wie die selbstgemachte Mayonnaise, Pickles oder Nussbutter aufgeführt. Interessante Infos bereichern jedes Rezept, wie z. B. dass Erdäpfelkas mitnichten etwas mit Käse zu tun hat. Kas wird hier übersetzt mit saurer Sahne. Oder dass man Kartoffeln vorzugsweise mit Schale sanft gart. Was fehlt ist leider ein Register.

Kay Uwe Hoppe/ Dominik Klier/Theo Lindinger: Caspar Plautz – Rezepte mit Kartoffeln, Kunstmann Verlag, 240 Seiten, 30 Euro

EIN STERNEKOCH OHNE STERNE

Eigentlich steht Nils Henkel für Sterneküche und Fine Dining auf höchstem Niveau. Dennoch kann er auch ohne Sterne leben und kochen, wie er im Bootshaus im Hotel Papa Rhein in Bingen beweist. Zuletzt war er im Guide Michelin hoch dekoriert. Am Rhein scheint er jetzt angekommen und zeigt, dass man auch mit einfacheren Mitteln erfolgreich und gut sein kann. In seinem neuesten Buch „Flora“ hat er seinen Kochstil weiterentwickelt, stellt pflanzliche Produkte klug und mit vielen Kombinationen dar. Und so zeigt er auf mehr als 330 großformatigen Seiten die ganze Vielfalt seiner vegetarischen Gemüseküche. Über 80 komplette Gerichte und mehr als 100 Grundrezepte eröffnen dem Leser einen neuen Kosmos im Umgang mit Gemüse, Getreide, Wurzeln und Obst.

Sein souverän raffinierter Kochstil, den er „Pure Nature Küche“ nennt, zeichnet sich durch eine außergewöhnliche und perfektionierte aromatische Komplexität aus. Für Profis und Hobbyköche gleichermaßen eine Fundgrube.

Nils Henkel: Flora, Hampp-Verlag, 336 Seiten, 95 Euro

REZEPTE FÜR SELBSTGEMACHTE WURST

Wolfgang Müller weiß, wie es geht. Er ist gelernter Metzger und Koch aus Leidenschaft. Sein Leitspruch: „Nur wer die Wurst selbst macht, weiß was drin ist.“ Auf diese Weise entstehen Würste ganz ohne künstliche Zusatzstoffe. Der Profi bringt es auf den Punkt: Alles, was man benötigt sind gute Grundprodukte, Fachwissen und Zeit.

Der Wurstmacher in spe findet in dem Buch weit über 65 Rezepte zu Kochwurst, Brühwurst, Bratwurst, Grillwurst sowie zu Terrinen und anderen Spezialitäten. Fazit: Müller hat ein Grundlagenwerk geschrieben für alle, die selbst Wurst herstellen wollen. Kenntnisreich mit fundierten Informationen zu Fleisch, Werkzeugen, Gewürzen sowie Räucher- und Herstellungsmethoden. Und so kommt so mancher/manche zur Erkenntnis: Selber wursten ist einfacher als man denkt, vorausgesetzt man beherzigt den Rat des Profis Wolfgang Müller.

Wolfgang Müller: Wurst herstellen, Matthaes Verlag, 184 Seiten, 39,90 Euro

NIEDERKOFLERS KOLOSSALES KOCHWERK

St. Kassian im Gadertal, weit oben in den Dolomiten: Hier, auf mehr als 1700 Metern Seehöhe, hat Norbert Niederkofler den Aufstieg zur Spitze geschafft. Im Restaurant St. Hubertus im Hotel Rosa Alpina hat er im Laufe von rund 25 Jahren eine Küche entwickelt, die so eigenständig, unverwechselbar und anspruchsvoll ist, dass viele Urlauber nur ihretwegen die lange Anreise dorthin in Kauf nehmen. Er setzt sich mit seiner Küche für den Erhalt der Kulturlandschaft Südtirol ein, in der die Herkunft zählt. Sein Konzept „Cook the Mountain“ setzt ausschließlich auf natürliche Produkte der Region. „Cook the Mountain“ heißt denn auch sein kolossales Werk, das in zwei Bänden im Schuber daherkommt. Meine Gerichte sollen Geschichten erzählen: von den Bergen, von der täglichen Mühe der Bauern und der Tierzüchter, von der Qualität ihrer Produkte, von überlieferten Traditionen, Sorgfalt, Beständigkeit und Leichtigkeit.

Alle Rezepte sind von Norbert Niederkofler selbst verfasst und in professioneller Weise so detailliert beschrieben, dass sie für ambitionierte (Hobby-)Köche nachkochbar sind. Der Logik seiner Philosophie entsprechend ist das Buch in vier Kapitel gegliedert, die jede Saison in ihrer ganzen Fülle erlebbar machen.

„Die Begegnung mit dieser Küche ist keine Mahlzeit, sondern eine unvergessliche menschliche Erfahrung“. Mit diesen Worten wurde ihm 2017 der dritte Michelin-Stern verliehen.Trotz dieser Auszeichnungen ist er bescheiden geblieben.„Die Dolomiten haben mich den Kontakt zur Natur gelehrt“, sagt er und das ist gut so. Wer sich für echte Kulinarik interessiert und mehr über Niederkoflers Koch-Philosopie wissen will, wird mit „Cook the Mountain“ glücklich.

Norbert Niederkofler: Cook The Mountain, Südwest Verlag, 2 Bd. im Schuber, 560 Seiten, 98 Euro

LINDA MCCARTNEY’S VEGETARISCHES MANIFEST

„Vegetarische Ernährung war – und ist – mir und meiner Familie ein besonderes Anliegen. Es ist nahezu unglaublich, wie viel sich getan hat, seitdem wir uns damals dafür entschieden hatten. Vegetarier galten früher als Sonderlinge, und das Angebot an vegetarischen Lebensmitteln war fade und langweilig. Heute ist pflanzliche Ernährung in aller Munde und immer mehr Menschen essen nicht nur vegetarisch, sondern auch vegan“. Soweit Paul McCartney im Vorwort zum Band Linda McCartney’s Familienkochbuch.

Die Pionierin der pflanzenbasierten Ernährung hat schon früh die vegetarische Küche neu entdeckt: Mary, Stella und Paul McCartney haben für dieses stylische Kochbuch zahlreiche, schmackhafte Klassiker für die moderne Küche mit den neuesten Erkenntnissen der pflanzenbasierten Ernährung aktualisiert und teilen ihre Lieblingsrezepte mit den Leserinnen und Lesern. Die mehr als 90 pflanzenbasierten, nahrhaften und nachhaltigen Rezepte dürften der ganzen Familie schmecken und sind dabei auch noch gut für den Planeten. Seit den 1980ern setzte sich Linda stark für Umwelt- und Tierschutz ein und plädiert in ihren Kochbüchern für fleischlose, nachhaltige Ernährung. Selbst zwei Jahrzehnte nach ihrem Tod 1998 ist sie bis heute als maßgebliche Wegbereiterin noch immer weltberühmt. Neben köstlichen Gerichten gibt es im Buch eine Vielzahl von Tippszur pflanzlichen Ernährung. All das ohne Zeigefinger-Attitüde oder Besserwisserei-Verhalten.

Linda McCartney: Linda McCartney’s Familienkochbuch, Südwest-Verlag, 255 Seiten,      25 Euro

WUNDERSCHÖNE LANDSCHAFT UND GUTES ESSEN

Zu einem Ausflug in die Berge laden die Autorinnen des Buchs „Ein Tag in den Bergen“ ein. Sie versprechen Wohlfühlrezepte für kalte Tage. Und dieses Versprechen halten sie über gut 160 Seiten auch ein. Jedes Rezept und jedes Foto – insbesondere die Landschaftsaufnahmen sind ein Augenweide – versprüht pure Energie. Und wie schmeckt nun der Winter da oben? Was da auf den Tisch der Almhütte bzw. auf den Buchseiten serviert wird ist jedenfalls köstlich und gut nachkochbar. Das Inhaltsverzeichnis verrät einiges. Da geht es um Brotzeit, Deftiges, Hüttenklassiker, aus Bächen und Seen, Zuckersüßes und auch Heißes mit Schuss zum Schluss.

Insgesamt ein Band, den man gerne zur Hand nimmt, der viele Anregungen enthält und obendrein Lust aufs Nachmachen macht. Übrigens: Vom selben Autorinnen-Trio ist bereits der prächtige Schottland-Band „Wild & Cosy“ erschienen.

Julia Cawley, Saskia van Deelen, Vera Schäper: Ein Tag in den Bergen, Jan Thorbecke Verlag, 2021, 168 Seiten, 28 Euro

KOCH-LEGENDE MIT DREI STERNEN

Vor fünfzig Jahren eröffnete in München das legendäre Sternelokal „Tantris’“. Dessen Koch war Eckart Witzigmann aus dem österreichischen Bad Gastein, der später zum ersten 3-Sternekoch in Deutschland avancierte und dem vom Gault-Millau die Auszeichnung „Koch des Jahrhunderts“ verliehen wird. Keine Frage: Eckart Witzigmann gilt als einer der besten Köche der Welt. Mit seiner „Nouvelle Cuisine“ hat er die Küche verändert wie wenige andere. In diesem Jahr wurde er 80. Witzigmann wird am 4. Juli 1941 als Sohn eines Schneiders im österreichischen Hohenems in Vorarlberg geboren. Groß wird er in Bad Gastein.

Schon früh beschließt er, Koch zu werden. Später lernt er beim Skifahren Jean-Pierre Haeberlein kennen. Der Spitzenkoch aus dem Elsass wird sein Mentor. Durch ihn geht Witzigmanns Traum in Erfüllung, in Frankreich zu kochen. Haeberlein öffnet ihm die Küchentüren von Paul Bocuse über Roger Vergé  bis hin zu den Gebrüdern Michel und Pierre Troisgros. Gastspiele in London und Washington folgen.

Pünktlich zu seinem runden Geburtstag gibt es jetzt im Schuber verpackt zwei Bände Witzigmann total. Seine berühmtesten Klassiker natürlich: Gerichte, mit denen Kulinarik-Geschichte geschrieben wurde! Seine Schüler interpretieren die Witzigmann-Rezepte erstmals neu und ergänzen eine eigene Neukreation als Hommage an das Werk des Meisters. Der Jahrhundertkoch lässt das wirklich Wesentliche noch einmal Revue passieren: Was ihm wichtig war und wichtig ist und wichtig bleibt. Eine Lebens- und Werkschau also – Highlights aus Eckart Witzigmanns Karriere und Küche. Gourmet-Rezepte zum Schmökern. Herausgekommen ist dabei jedenfalls mehr als ein Kochbuch. Alles in allem ein gelungenes Opus magnum – ein Sammlerstück für Liebhaber der großen Küche. Und zudem ein originelles Geschenk für Kochbegeisterte.

Eckart Witzigmann: Was bleibt, Pantauro Verlag, 2021, 592 Seiten, 155 Euro.

ESSEN UND TRINKEN IN DER LITERATUR

Essen und Trinken spielen in den Literaturen der Welt eine größere Rolle, als viele denken. Der Basler Wissenschafter Caspar Battegay und seine Kollegen haben einige Aspekte aus verschiedenen Zeiten und Regionen beleuchtet und dazu ein hochinteressantes Werk für all jene geschrieben, die sich auf literarische Weise dem Thema Genuss nähern wollen. Besonders häufig hat das Essen in der Literatur die Funktion eines Auslösers von Erinnerungen: Speisen werden zum verbindenden Element zwischen Gegenwart und Vergangenheit, Körper und Geist, sinnlicher Wahrnehmung und erinnertem Leben. Prousts ‚Madeleine-Episode‘ in „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ ist nur eines von vielen Beispielen. Die Beiträge in „Gegessen?“ – so der Buchtitel – „befragen“ Texte der Weltliteratur aus den vergangenen zwei Jahrtausenden nach den Praktiken des Essens, den Bedeutungszuschreibungen von Speisen und dem Zusammenhang zwischen Essen und Erinnerung. Für ambitionierte Leser ein großes Vergnügen.

Caspar Battegay u.a.: Gegessen? Essen und Erinnerung in den Literaturen der Welt, Neofelis Verlag, 362 Seiten, 26 Euro

 

DEUTSCHLANDS BESTE WEINFÜHRER

Zum guten Essen gehört für viele auch ein guter Wein. Deshalb unser Hinweis auf zwei dickleibige Weinführer, die gerade erschienen sind: Da wäre zunächst der „Eichelmann“. Seit Jahren in bewehrter Weise auf dem Markt. Die knallgelbe Signalfarbe ist sein Markenzeichen. Autor und Herausgeber Gerhard Eichelmann hat mit seinem Team weit über 12000 Weine verkostet, 935 Weingüter mit 10400 Weinen hat die Redaktion schließlich ausgewählt. Sie werden auf 1.216 Seiten präsentiert.

Die Preisträger heißen diesmal: Weingut Rudolf May für die beste Weißweinkollektion des Jahres aus Retzstadt in Franken. Winzer Markus Heid aus Fellbach in Württemberg wird für die beste Rotweinkollektion ausgezeichnet. Für die beste Sektkollektion wird das Sekthaus Griesel & Compagnie in Bensheim geehrt. Aufsteiger des Jahres ist Oliver Gabel aus Herxheim am Berg in der Pfalz. Die Entdeckung des Jahres ist Jonas Kurek aus Nonnenhorn am Bodensee. Der Ehrenpreis für das Lebenswerk wird erstmals an einen Winzer aus Rheinhessen vergeben. Klaus Keller aus Flörsheim-Dalsheim hat laut Eichelmann maßgeblichen Anteil daran, dass der einstige „schlafende Riese“ geweckt wurde und dass heute die faszinierendsten deutschen Rieslinge in Rheinhessen erzeugt werden.

Eichelmann 2022 Deutschlands Weine, 1216 Seiten, Mondo Verlag Heidelberg, 35 Euro

Ein weiterer wichtiger Begleiter für den Fan deutscher Weine, mit aktuellen Verkostungen, Bewertungen und Tipps ist der Vinum Weinguide Deutschland 2022. Das 30-köpfige Team um die Chefredakteure Matthias F. Mangold und Harald Scholl hat dafür im Laufe des Jahres mehr als 11000 Weine verkostet und bewertet. Sämtliche Spitzenbetriebe sind detailliert beschrieben, dazu kommen die Newcomer und Geheimtipps aus allen Anbaugebieten. Im Vinum Weinguide ist Sebastian Fürst aus Franken „Winzer des Jahres“, das Weingut Prinz aus dem Rheingau „Aufsteiger des Jahres“ und die Brüder Bicking & Bicking von der Nahe die „Entdeckung des Jahres“. Die Autoren des Weinführers sind sich einig: Der Jahrgang 2020 muss sich mit seinen Weißweinen mit hervorragendem Säuremanagement und animierendem Trinkfluss in keiner Weise verstecken. Und die eingereichten Rotweine aus 2018 und 2019 zeigten auf, was in Deutschland inzwischen möglich ist. Nämlich unglaublich viel.

Vinum Weinguide Deutschland 2022, Christian Verlag,1120 Seiten, 35 Euro

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