Ab in die Küche: Authentische Ernährung statt Fake Food

Ab in die Küche: Authentische Ernährung statt Fake Food

Spitzenkoch Franz Keller plädiert in seinem Buch „Ab in die Küche!“ für einen Neuanfang

Nach seinem Bestseller „Vom Einfachen das Beste“ hat der frühere Sternekoch Franz Keller jetzt nachgelegt und ein weiteres wichtiges Buch über Ernährung, gesundes Essen, Versäumnisse und Schandtaten im Agrarsektor geschrieben. Dabei geht er mit einem Großteil der Verbraucher aber auch der Politik hart ins Gericht.

Keller plädiert in seinem neuen Buch „Ab in die Küche!“ für eine Umkehr und fordert unter anderem „Schluss mit Fake Food – wir müssen zurück zu einer authentischen Ernährung.“ Und: Wir müssen keine Exportweltmeister für Gemüse und Fleisch sein. Wir müssen Qualitätsweltmeister werden. Oder: „Ich wünsche mir eine Hochschule der nachhaltigen Kochkultur.“ Er stellt außerdem fest: „Die besten Lebensmittel haben keine Zutatenliste.“ Keller ist überzeugt, dass Essen unsere Lebensgrundlage und Kochen eine Kulturtechnik ist, die jeder Mensch beherrschen sollte. Eine grundlegende Fähigkeit wie Lesen und Schreiben. Im Vorwort seines Buches postuliert Keller: „Es gibt viel zu tun, fangen wir doch einfach beim Essen an.“ Und er zeigt, wie wir die Kontrolle über unsere Ernährung zurückerobern können.

Er findet auch, dass die Bevölkerung in vielen Teilen bereit ist für eine Agrar- und Lebensmittelwende. Gleichzeitig liest er den Politikern die Leviten, die in Deutschland und der gesamten EU von den starken Lobbyinteressen der Nahrungsmittelkonzerne ausgebremst werden und zu wenig dafür tun, dass sich diesbezüglich etwas ändert. Er zeigt auf, wie man mit guten Rohstoffen und einfachen Mitteln gesund und lecker kochen kann.

Für Keller ist die Küche ein besonderer Ort, den wir wieder mehr zu unserem Lebensmittelpunkt machen sollten. Leider sei dies bei vielen Menschen leider verloren gegangen. Arbeit, Hektik, Stress – das alles habe dazu geführt, dass wir unsere Ernährung quasi wegrationalisiert haben und Essen heute möglichst effizient und ohne große Zeitverschwendung nebenbei erledigen wollen. Dabei ist Keller davon überzeugt, dass sich moderne Zivilisationskrankheiten wie Burnout und so mancher Weg zum Seelenklempner vermeiden ließe, wenn wir der Zubereitung und der Aufnahme unserer Nahrung wieder mehr Raum, Zeit und Aufmerksamkeit in unserem Leben schenken würden. Keller ist sich sicher, dass regelmäßiges Kochen eine echte Zufriedenheitsstrategie ist. Kochen habe ganz viel mit Kreativität zu tun, mit Lust und Leidenschaft. So führe uns das Kochen näher zu uns selbst und stelle wieder eine Verbindung zu Natur her.

Keller gibt zwar zu, dass die meisten Menschen eine gesunde Ernährung favorisieren, doch leider nur in Meinungsumfragen. Die Realität siehe aber ganz anders aus. Danach nehmen mehr als zwölf Prozent der Deutschen niemals einen Kochlöffel in die Hand. Über ein Drittel kocht, wenn es hoch kommt, zwei Mal in der Woche. Und während die Promiköche in der Glotze um die Wette witzeln, schaufele sich eine zunehmende Zahl der Zuschauer offensichtlich Tiefkühlpizza und Fertigfutter aus der Mikrowelle rein oder lässt sich das Fastfood vom Lieferservice nach Hause bringen.

Viele Geschichten und Anekdoten aus seiner bewegten Zeit als Sternekoch würzen dieses Buch. Franz Keller gehört zu den renommiertesten Sterneköchen in Deutschland. Er lernte sein Handwerk bei Koch-Legenden wie Jean Ducloux, Paul Bocuse oder Michel Guérard und konzipierte als einer der Ersten die „Neue Deutsche Küche“. Dann verabschiedete er sich aus dem „Sterne-Zirkus“ und verfolgt seitdem in seinem Restaurant „Adler Wirtschaft“ in Hattenheim im Rheingau, das sein Sohn jetzt führt, seine eigene Philosophie. Auf seinem Bauernhof, dem „Falkenhof“ im Wispertal lebt er heute seinen Traum vom Kochen als Genusshandwerk. Ein gutes Dutzend Rezepte runden diesen äußerst lesenswerten Band ab. Es wäre zu wünschen, dass er ein breites Interesse findet.

Fazit: Keller liefert ein leidenschaftliches Plädoyer für eine ehrliche Küche und ein radikales Umdenken in der industriellen Nahrungsmittelproduktion, die seiner Meinung nach den Respekt vor den Tieren und Pflanzen verloren hat und den Menschen krank macht.

Franz Keller: „Ab in die Küche!“, Westend Verlag, Frankfurt, 224 Seiten, 24 Euro

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