Das Omer Klein Trio verbindet Groove und Romantik

Das Omer Klein Trio verbindet Groove und Romantik

Triojazz ist en vogue. Ob in Europa, beste Beispiele kommen aus Skandinavien oder auch Deutschland, die Szene blüht und gedeiht. Große Talente sind darunter. Jetzt bot der israelischen Pianisten Omer Klein mit seinem Trio in der Mainzer Lokhalle im Rahmen des Rheingau Musik Festivals einen grandiosen Einblick in die hohe Kunst des Genres. Haggai Cohen-Milo am Bass und Amir Bresler am Schlagzeug sind seine langjährigen Begleiter, zwei außerordentlich gute Improvisatoren, die sich auch solistisch ausleben dürfen. Überbordender Beifall nach jedem Stück sind den drei Musikern jedenfalls gewiss.

Klein, Cohen-Milo und Bresler verstehen sich nicht nur auf klangsensiblen Kammerjazz mit angepoppten und leicht orientalisierenden Tönen, sondern können auch sehr erdig spielen, rau und publikumswirksam wie im flotten „Blinky Palermo“. Den Titelsong des neuen Albums „Sleepwalkers“ will Klein als Kommentar verstanden wissen, als Kritik an Supertechnik, an Smartphones, die den Kontakt zum Hier und Jetzt nehmen und die Menschen zu Gefangenen dieser Technologie machen. Es folgen weitere Songs aus dem Album wie „Hookup“, „Josefine“ und „One Step At A Time“Omer Klein, 1982 in Netanja geboren, begann sein Jazzstudium als Teenager und seine Konzertkarriere im Alter von 16. Mit 23 Jahren zog er nach Boston, um am New England Conservatory bei Danilo Perez zu studieren, und bald weiter nach New York, wo er Schüler von Fred Hersch und ein wichtiger Teil der Szene mit Auftritten im Blue Note oder bei Jazz at Lincoln Center wurde. Derzeit lebt er in Frankfurt.

Die „New York Times“ nannte Kleins Spiel grenzenlos und die „Süddeutsche Zeitung“ zählt ihn zum erlesenen Kreis der Meisterpianisten im aktuellen Jazz. Klein hat einen ausgeprägten Sinn fürs Melodische und schöpft aus dem reichen Fundus der traditionellen Musik, deren Themen er auf ganz eigene Art im spontanen Improvisieren mutieren lässt. Klar, das ist Jazz. Jazz, der in jedem Moment transparent ist, bei dem man immer weiß, wo man ist, aber nie, wohin die Reise wirklich geht. Mit „Yemen“ aus dem Vorgänger-Album „Fearless Friday“ geht es in die Schlussrunde und als Zugabe spielt das Trio den Titelsong des neuen, Anfang 2019 erscheinenden Albums „Radio Mediterranee“. Und nachdem seine Mitstreiter die Bühne nach gut eineinhalb Stunden verlassen haben setzt sich Klein noch mal an den Flügel und lässt es mit einem Song von Antonio Carlos Jobim brasilianisch ausklingen.

Insgesamt packende Musik, mit vielen perkussiven Momenten, ohne Intimität und lyrischer Schlichtheit zu vergessen. Bravourös!

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