Let’s Play:1 – eine Annäherung an das Sonos-System

Let’s Play:1 – eine Annäherung an das Sonos-System

Die Marke Sonos gibt es noch gar nicht so lange. Im Gegensatz zu vielen anderen Firmen für Audio-Produkte, deren Forschung meist schon einige Jahrzehnte auf Hochtouren läuft und deren Produkte meist genauso lange erhältlich sind, bringen es die Amerikaner erst auf knapp 15 Jahre Marktpräsenz. Ihre Philosophie: Guter Sound in allen Räumen – ohne Kabel. Und ohne Kompromisse.

Da wir uns bislang hauptsächlich mit Bluetooth-Audio beschäftigt haben, war die Zeit reif für einen Test des Sonos Play:1. Wobei das fast schon ein bisschen zu kurz gesprungen ist. Denn der kleine Speaker ist eigentlich in größerem Kontext zu sehen. Denn auch er ist Teil des Sonos Play-Systems, das aus drei weiteren Komponenten besteht.

Zwei größeren Lautsprecher-Boxen und einem Subwoofer. Allesamt WIFI-fähig, aber zusätzlich mit einer LAN-Buchse ausgestattet, so dass man sie auch direkt mit einem Router verbinden könnte. Gut für alle, die gerade neu bauen – und ein entsprechendes Kabel plus Buchse bereits unter dem Putz verlegen können.

Natürlich macht der Play:1 seine Sache gut. Sehr gut sogar. Er bietet tolle Klangeigenschaften, ein grandioses Design, an dem sicher auch Design-Legende Dieter Rams seine Freude hätte, und überzeugt mit einem reduzierten, klaren Bedienkonzept am Gerät. Hochwertigste Verarbeitung, gute Druckpunkte bei den Tasten, keine Frage. Der Play:1 macht einen tollen Eindruck. Einmal aufgebaut und ans Stromnetz angeschlossen, ist der nächste Schritt die Sonos App. Ohne die geht nichts. Anschalten, koppeln, Musik hören in weniger als einer Minute – das ist die spontane Welt des Bluetooth-Audios. Bei WIFI-Audio funktioniert das etwas anders. Denn erst einmal will die Box ins Netzwerk gebracht werden, benötigt also die SSID und das dazugehörige Passwort. Danach wird die Box nach ihrem Standort (also beispielsweise „Wohnzimmer“) benannt und könnte eigentlich starten. Aber: Um den Klang perfekt auf den jeweiligen Raum einzustellen, schickt die App ihre Nutzer mit Smartphone bewaffnet durch das jeweilige Zimmer. Dazu macht sie Geräusche wie ein Laserkanonen-abfeuerndes Raumschiff in einer Lautstärke, die zumindest die direkten Nachbarn gleich in die aktive Klangverbesserung mit einbeziehen. Der Nutzer ist angehalten, das Telefon genau dort durch die Luft zu bewegen, wo man später häufig sitzt oder liegt, um der Musik zu lauschen. „Trueplay“ nennt der Hersteller diese Funktion, die in zugestellten oder verwinkelten Räumen auf jeden Fall eine Verbesserung des Klanges bringen dürfte – oder wenn die Box an einem für die Ausbreitung der Schallwellen weniger geeigneten Ort platziert werden muss.

Ist die Prozedur erledigt, stelle ich fest: Einfach Musik abspielen ist nicht. Denn dann bleibt die Box stumm. Sonos scheint einen digitalen Zaun um seine Boxen herum gebaut zu haben – ich kann nur über die Sonos App Musik abspielen. Und die sieht leider ein bisschen aus wie aus der Gründerzeit der App-Entwicklung. Viel kleiner Text, teils umständliche Bedienung und ein GUI, das dringend überarbeitet gehört. Das gilt übrigens auch für den Rechner. Die App für den Mac wirkt – selbst mit dem auch etwas in die Jahre gekommenen iTunes verglichen – ein wenig angestaubt, was Optik und Benutzerführung anbelangt.

Diese proprietären, also an einen Hersteller gebundenen Systeme sind übrigens keine Ausnahme, auch andere Unternehmen folgen diesem Strickmuster. Leider. Denn über einen Standard wie Apples AirPlay oder dem Pendant Google Cast könnte man theoretisch WIFI-Lautsprecher verschiedener Hersteller miteinander kombinieren oder aber direkt und ohne App vom Smartphone streamen. Gut ist dagegen, dass extrem viele Streaming-Dienste wie Spotify, Deezer, Apple Music oder Napster mit der App kompatibel sind. Schlecht ist, dass die Streaming-App auf dem Smartphone gar nichts nützt (auch da bleibt die Box stumm), sondern erst innerhalb der App von Sonos verknüpft werden muss und dann auch nur über diese funktioniert. Es braucht also immer zwei Anwendungen. Unterwegs: Die Anbieter-eigene Software oder am Rechner eben iTunes, VLC- oder Media-Player, etc. und zuhause: Sonos. Umständlich. Einziger Vorteil: Zuhause lassen sich über die App verschiedene Räume auch verschieden beschallen. Und das gleichzeitig.

Doch zurück zum Play:1. Je mehr ich darüber recherchiere, desto klarer wird: Für die Zwei-Zimmer-Wohnung ist das System nicht konzipiert. In einem dreigeschossigen Haus dagegen wird es seine Stärken voll ausspielen. Das einzige Limit für die Anzahl an Boxen im Haus ist die Reichweite und Kapazität des WIFI-Routers. Mit der App lassen sich dann verschiedene Boxen (zum Beispiel als Stockwerke oder Räume) gruppieren – und getrennt ansteuern. Eine schöne Vorstellung, aber leider auch eine teure. Denn bei Preisen zwischen 200 und 800 Euro pro Lautsprecher kommt schnell ein bisschen was zusammen. Das ist sicher gut angelegtes Geld für tollen Klang, aber im Lichte der vorne beschriebenen kompromissbehafteten App ist bei Sonos noch Luft nach oben. Denn dann möchte ich zum Beispiel auch, dass mir der Sound via Beacons durchs Haus folgt, mein Licht automatisch gedimmt wird, wenn ich romantische Musik auflege, oder mich je nach Stimmung der passende Song zuhause erwartet…

Der Sonos Play:1 markiert mit einer UVP von 229 Euro den Einstieg in die Sonos-Welt. Er ist in schwarz – oder wie bei unserem Testgerät – in weiß erhältlich. Weitere Informationen zu Sonos gibt es auf der Homepage des Herstellers.

Bluetooth vs. WIFIWer bis dato nur an Bluetooth dachte, wenn es um drahtlose Klangübertragung geht, dem sei gesagt: Es gibt eine zweite, komplett andere Welt da draußen. Die des WIFI, der hohen Bandbreiten – aber auch all den anderen Vor- und Nachteilen, die ein drahtloses Netzwerk so mit sich bringt. Hierzu habe ich vor Kurzem einen detaillierteren Text auf wegotmusic.de veröffentlicht.

 

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