Kurt Ellings neues Album: Mehr Groove geht nicht
Kurt Ellings neues Album: Mehr Groove geht nicht
Kurt Elling sieht sich ganz in der Tradition des klassischen Jazzgesangs, er möchte, wie er es beschreibt „den Ball in der Luft halten“. Der Amerikaner hat es damit sehr weit gebracht, er ist ein international gefragter und überaus erfolgreicher Künstler. Und weil er obendrein noch sehr bescheiden ist, muss noch ergänzt werden, dass Elling stets mehrere Bälle im Spiel hat. Er ist eben nicht nur Sänger, sondern auch Poet, Wortakrobat, Instrumenten-Imitator. Er ist die Summe all jener Teile, die einen guten vokalen Klangkünstler ausmachen – und damit auch eine ideale Ergänzung zu den Instrumentalisten auf seinem neuen Album.
Kurt Elling, Sänger aus Chicago, ist ja schon lange zwischen Jazz, Blues, Pop und Soul unterwegs. Seit dem Projekt „SuperBlue“ bewegt er sich auch auf dem Terrain von Dancefloor-tauglichem Funk – dank des Zutuns von Gitarrist Charlie Hunter und den beiden Kollegen an Keyboards und Schlagzeug. Damit, sagt Kurt Elling, hat er das Genre Jazz nicht verlassen, sondern seine musikalische Bandbreite noch einmal erweitert.
„SuperBlue“ spricht zweifelsohne ein junges Publikum an. Mehr Groove geht nicht, dafür sorgen alle vier gemeinsam. Wie lang die Strecke ist, die sie am Ende gemeinsam gehen, da wollen sich Kurt Elling und Charlie Hunter nicht festlegen. „Hauptsache, wir nehmen das Licht trotz Schatten überhaupt wahr“, sagt Kurt Elling selbst. Die Stärken von „SuperBlue“ liegen auf der Hand: Guter Groove. Musik, die man gut hören kann und die Spaß macht.
Alles begann in der Zeit der Corona-Pandemie. Der Sänger Kurt Elling und sein langjähriger Musikerkollege Charlie Hunter, taten sich mit dem Keyboarder und Bassisten DJ Harrison und dem Schlagzeuger Corey Fonville zusammen, um das Projekt „SuperBlue“ zu gründen und ein gleichnamiges Album zu veröffentlichen. Je zwei Musiker aus zwei Generationen – Elling und Hunter, die Jazzveteranen, und DJ Harrison und Corey Fonville, Mitglieder der jungen Jazz-Funk-Fusion-Band „Butcher Brown“. Im Nachhinein muss man feststellen: „SuperBlue“ war kein Schnellschuss, sondern erwies sich als beständiges Projekt.
Jetzt, zwei Jahre später, liegt „Iridescent Blue“ vor, das zweite Album von „SuperBlue“. Ein schillernder Spaß mit Original-Songs der vier Bandmitglieder und mit Cover-Songs von Joni Mitchell, Bob Dorough, Don Was oder Ron Sexsmith. Die Flötistin Elena Pinderhughes und die „Huntertones Horns“ veredeln als Gäste mehrere Songs dieses neuen Albums. Songs wie das überschwängliche, hymnische „Freeman Square“ und das brodelnde, bläserlastige „Not Here/Not Now“ sind gleichermaßen von R&B, Neo-Soul, klassischem Pop, Poesie, Funk und natürlich Jazz in all seinen Facetten geprägt und mit Ellings einfallsreicher Lyrik überzogen, deren geschmeidiger Swing und rhythmische Elastizität von Witz, Pathos und einem schrägen Sinn für die menschliche Erfahrung geprägt sind.
Fazit: Hier wächst zusammen, was schon längst zusammengehört hätte: „SuperBlue“ und Kurt Elling haben sich nie gesucht, aber zum Glück doch irgendwie gefunden. Ein Album rundum faszinierend mit hohem Spaßfaktor und unwiederstehlichem Drive.
Superblue: Kurt Elling & Charlie Hunter – The Iridescent Spree ist auf dem Label Edition Records erschienen.