Muthspiel-Trio: Dreamteam der improvisierten Musik

Muthspiel-Trio: Dreamteam der improvisierten Musik

Wolfgang Muthspiel zählt gewiss zu den „Top Ten Jazz Guitarists of the World“. Sein Wirken als Band- und Co-Leader ist auf über 30 Alben dokumentiert. Die Line-ups seiner Aufnahmen und Konzerte sind handverlesen. Nun hat der wandlungsfähige Gitarrist und Improvisationskünstler ein neues Album veröffentlicht, Titel „ Dance of the Elders“. Die Besetzung: Muthspiel (Gitarre), Scott Colley (Bass) und Brian Blade (Drums). Alle drei sind als große Improvisatoren bekannt. Sie changieren leichtfüßig zwischen Spontanität und formaler Struktur nach dem Motto: Auf die Mischung kommt es an. Ein echtes Dreamteam des Jazz, offen, frei, dabei hinreißend melodisch.

Jeder der drei gilt in seinem Bereich als Instanz: Muthspiel glänzt auf elektrischen wie akustischen Instrumenten durch Souveränität und Erfindungsreichtum und schreibt außerdem großartige Stücke. Colleys kerniger Ton auf dem Bass ist eine ebensolche Freude. Und Blade ist eine Figur für sich. Das neue Studio-Album der drei „Dance of the Elders“ enthält neben Eigenkompositionen Muthspiels auch eine Verneigung vor Bach im sehr eigenen Trio-Idiom und eine Coverversion von Joni Mitchells „Amelia“. Letzteres passt auch deswegen bestens, weil Brian Blade so manches Joni-Mitchell-Album mitgestaltet hat.

Nach seinem gefeierten Debütalbum „Angular Blues” (2020) meldet sich also das Wolfgang Muthspiel Trio feat. Scott Colley und Brian Blade mit „Dance Of The Elders“ eindrucksvoll zurück. Geprägt wird das Album zum einen von den fünf einzigartigen Kompositionen, die unverkennbar Muthspiels Handschrift tragen, zum anderen aber auch durch den besonders lebhaften Austausch, der zwischen dem Gitarristen und seinen Trio-Partnern stattfindet. Die markanten Eigenkompositionen und Muthspiels Herangehensweise an den Jazz sind stark von Folk, aber auch klassischer Musik inspiriert. Blades schwebende perkussive Einwürfe und Colleys wendiger Kontrapunkt am Bass ergänzen das akustische und elektrische Spiel des Gitarristen.

„Dance Of The Elders“ wurde im Februar 2022 unmittelbar im Anschluss an eine ausgedehnte gemeinsame Welt-Tournee aufgenommen.Das blinde Verständnis, das zwischen den Musikern des Trios herrscht, und ihr instinktiver Gestaltungssinn sind selten so offensichtlich gewesen wie im Titel  „Invocation“, dem ersten Stück. Es ist eine meditative, zweiteilige Komposition, die mit einer über zehnminütigen zurückhaltenden, aber tiefempfundenen Konversation zwischen den drei Akteuren elegant die Stimmung für das gesamte Album setzt. Die spontan im Studio entstandene Improvisation „Prelude To Bach“ endet mit einer von dem Gitarristen solo gespielten Interpretation des Bach-Chorals „O Haupt voll Blut und Wunden“. Die einzige andere Komposition, die nicht aus Muthspiels Feder stammt, ist Joni Mitchells „Amelia“ – eine Ballade, die die legendäre Sängerin zuerst 1976 mit Larry Carlton an der Gitarre aufnahm und dann noch einmal 1979 mit Pat Metheny. Für „Folk Song“ ließ sich Muthspiel von keinem Geringeren als Keith Jarrett inspirieren.

Alles in allem: Muthspiel und seine Musiker haben mit „Dance Of The Elders“ ein überdurchschnittlich spannendes Album eingespielt. Großes Kino!

In diesem Herbst tourt das Muthspiel Trio durch Europa. In Deutschland tritt es dann im Berliner A-Trane (10./11. Oktober), im Ella & Louis in Mannheim (12. Oktober), im Kölner Stadtgarten (19. Oktober) und in der Hamburger Elbphilharmonie (21. Oktober) auf.

Wolfgang Muthspiel: „Dance Of The Elders“ ist auf dem Label ECM erschienen.

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