Ein wilder filmischer Ritt zwischen Avant-Pop, Prog-Jazz, Math-Rock und experimenteller Elektronik: das dritte Album der 18-köpfigen Monika Roscher Bigband aus München ist ein musikalischer Flächenbrand der besonderen Art. „Witchy Activities And The Maple Death“, das dritte Album der grenzüberschreitenden Band, ist ein beeindruckender Beweis dafür, wie frisch und mitreißend eine Big Band heutzutage klingen kann. Als atemberaubende Neuinterpretation der klassischen Jazzformation gelingt den Musikern ein Balanceakt aus intimer Zerbrechlichkeit und symphonischer Intensität, der das Klangspektrum der Großformation in allen erdenklichen Farben und Nuancen abbildet.
Hinzu kommt, dass sich die Band von der Nostalgie des Big-Band-Swings löst. Roschers spannungsgeladene und detailverliebte Kompositionen beschwören jenseitige Landschaften herauf, die manchmal mit ihrer elegischen Schönheit verzaubern, dann wieder Verwüstungen anrichten, eine regelrechte entfesselte Raserei verströmen.

Es wird schnell klar, es ist der Sound einer Band, die das Abenteuer liebt und ständig versucht, sich selbst zu überraschen bzw. neu zu erfinden. Die preisgekrönte Jazzerin Monika Roscher aus Langenzenn bei Fürth und ihre Band zaubern hier mit den gekonnten Mitteln des Jazz wiederum ein Album, das Genregrenzen negiert. Hier zeigt sich kompositorische Genialität. Eigentlich sich Widersprechendes wird hier unter einen Hut gebracht. Und so stehen Zappa, Miles Davis oder Björk versöhnlich nebeneinander. Ein Spagat, der in diesem Fall gelingt.

Die Band, ein über viele Jahre zusammengewachsenes wildes 18-köpfiges Kollektiv virtuoser IndividualistInnen, zelebriert bei jedem ihrer mitreißenden Konzerte und auch auf Alben die gegenseitige musikalische Freiheit, Herausforderung und Inspiration. Das Ensemble wurde 2011 in München gegründet und sorgte mit seinen eindrucksvollen Live-Auftritten und den Kompositionen der Sängerin und Gitarristin Monika Roscher schnell für Aufsehen. Mit den ersten beiden Alben „Failure in Wonderland“ und „Of Monsters and Birds“ spielte die Band auf zahlreichen Jazzfestivals in Deutschland sowie im Ausland.

Fazit: Die Roscher Bigband wirft einen Blick auf die Zukunft der Bigbandkultur. Mit geballtem Können, einem unverwechselbaren Sound, fantastischen Arrangements und überragenden Solisten kreierien die Musiker ein klangliches Erlebnis, das kaum in Worte zu fassen ist, eher schon in Bilder, die sich zu großem Kino vereinen. Ein Trip durch tausend Musikwelten mit magischen Prinzessinen, mystischen Gesängen, sperrigen Donnergeräuschen und harten Brüchen. Der Titel des Albums „Witchy Activities And The Maple Death“ – zu deutsch: „Hexenhafte Machenschaften und der Ahorn-Tod“ verrät es: hier wird ein faszinierender musikalischer Zaubertrank angerührt.

Monika Roscher Bigband: „Witchy Activities And The Maple Death“ ist auf dem Label Zenna erschienen.