Mit viel Fantasie und kreativem Flair interpretiert

Mit viel Fantasie und kreativem Flair interpretiert

Zsófia Boros studierte gleichzeitig am Konservatorium für Musik in Bratislava in der Slowakei und am Bartók-Béla-Konservatorium in Budapest, danach an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Ihre dritte Einspielung für das Label ECM hat zwei Schwerpunkte: Einerseits zeitgenössische Kompositionen aus Argentinien, andererseits die mehrere Idiome übergreifende Musik des französischen Komponisten Mathias Duplessy. Allerdings beschleicht einen nach Hören des ganzen Albums das Gefühl, als habe alles ein und derselbe Komponist geschrieben, so geschlossen wirkt die Atmosphäre. Die US-Zeitschrift Fanfare hat die in Wien lebende ungarische Gitarristin in den höchsten Tönen gelobt. Vor allem ihren „klaren, schönen Ton, die flüssige Phrasierung, die präzise Schichtung von Melodie und Begleitung, die fließende Fingerbewegung und ihren emphatischen Sinn für Stimmung und Emotionen“ hervorgehoben – allesamt Qualitäten, die auf dem aktuellen Album „El último aliento“ besonders zur Geltung kommen.

Der Name des Albums stammt von der gleichnamigen Carlos-Moscardini-Komposition, die das Album abschließt. Weitere argentinische Komponisten, die Boros hier interpretiert, sind Joaquín Alem, Quique Sinesi und Alberto Ginastera – ein dynamisches Repertoire, das die Gitarristin mit technischem und lyrischem Glanz vorträgt. Für Sinesis „Tormenta de ilusión“ wechselt Boros zum Ronroco, einem aus den Andenregionen stammenden Saiteninstrument. Indem sie die argentinische Musik mit den expressiven Stücken Duplessys kombiniert, schafft Zsófia Boros ein eindrückliches Programm, das ihren einzigartigen Anschlag und weitreichenden Einflüsse auf zugleich sanfte und fesselnde Weise unterstreicht. Alles wird mit Fantasie und kreativem Flair interpretiert.
Das Repertoire für die klassische Gitarre ist riesig bis unüberschaubar. Wärmende Klangfarben und leicht erhitzte Rhythmen sind meist die Regel, wenn man an Komponisten wie Albéniz, Granados, Ponce und Tarrega denkt. Zsófia Boros hat ihr Augenmerk allerdings auf ihrer neuen CD auf zeitgenössische Musik gelegt sowie auf den Komponisten Mathias Duplessy. Auch auf diesem Album beschreitet Boros wieder ganz eigene Wege. Dazu gehört eine Repertoire-Spezialisierung, die genreübergreifend aktuelle Tendenzen der Musik zu integrieren sucht. Eine voll gelungene CD, in die es lohnt tiefer einzutauchen.

Zsofia Boros: „El último aliento“ ist auf dem Label ECM erschienen.

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