Gebräu aus Renaissance, Barock und eigenen Stücken
Gebräu aus Renaissance, Barock und eigenen Stücken
Gesucht und gefunden haben sich Stefano Montanari und Gianluigi Trovesi. Auf ihrem gemeinsamen Album „Stravaganze Consonanti“, kommt es zu einer inspirierten Zusammenarbeit des bekannten Barockviolinisten und Dirigenten Montanari mit Gianluigi Trovesi aus Bergamo. Letzterer zählt zu den profiliertesten Klarinettisten weltweit, er kombiniert Jazz und Klassik mit Volksliedern seiner Heimat.
Mit diesem Album verfolgt Trovesi die Linie der musikalischen Erkundungen weiter, die er 2008 auf seinem Opernalbum „Profumo di Violetta“ begonnen hat. Unterstützt von einem Ensemble, dessen Musiker sich mit den altertümlichen Klängen der Instrumente aus jenen Epochen und historischen Aufführungspraktiken gut auskennen, wirft er diesmal einen neuen Blick auf die Musik der Renaissance und des Barock – auf Werke von Henry Purcell, Guillaume Dufay, Giovanni Maria Trabaci, Josquin Desprez und anderen. Darunter mischt er auch eigene Kompositionen und rührt in das berauschende Gebräu zudem noch einige zusätzliche Improvisationen mit dem Perkussionisten und Elektronikmusiker Fulvio Maras.
Wie Montanari im CD-Booklet schreibt, „erfasst Trovesi die Kraft und Finesse einer Sprache, die in einem Wimpernschlag von Dufay zu Purcell übergeht und im Jazz ankommt, ohne jemals die tiefe Bedeutung eines musikalischen Gewebes aus den Augen zu verlieren, dessen Hauptmotiv universelle Kommunikation ist.”
Trovesis eigene Stücke fügen sich nahtlos ins Programm ein und wirken in ihrer Nähe zu den Meisterwerken der Frührenaissance auf nonchalante Weise sicher. Gianluigis „L’ometto disarmato“ erblüht ganz natürlich aus der Kyrie von Guillaume Dufays „L’homme armé“. In der von Corrado Guarino einfühlsam arrangierten Musik werden souverän sechs Jahrhunderte überbrückt.
„Das Bedürfnis, meine musikalische Geschichte zu erzählen, entspringt einer langen Periode künstlerischer Aktivitäten, die sowohl mit den Zirkeln der klassischen Musik als auch jenen des Jazz verbunden sind. Damit diese Geschichte meine eigene ist, muss sie von meiner Heimat und meinen vielfältigen musikalischen Vorlieben erzählen; sie muss meine kulturelle Identität enthalten und das Vokabular verwenden, das meine musikalische Sprache bildet“, sagte Gianluigi Trovesi erst kürzlich.
Trovesi wurde 1944 in dem Dorf Nembro in der Nähe von Bergamo in Norditalien geboren. Hier waren Volks- und Tanzmusik ein fester Bestandteil des täglichen Lebens, und der junge Musiker sog sie begierig auf. Später studierte er am Konservatorium von Bergamo, wo er 1966 seinen Abschluss im Fach Klarinette machte. Ein einschneidendes Erlebnis war für ihn, als er 1964 Eric Dolphy auf dem Mailänder Festival hörte. Doch Trovesis Interessen und Einflüsse umfassten praktisch jede Art von Musik, von der italienischen Volksmusik über Monteverdi bis hin zur Jazz-Avantgarde.
Gianluigi Trovesi: „Stravaganza consonanti“ ist auf dem Label ECM erschienen.