Rainer Böhm hat seine Traumband gefunden

Rainer Böhm hat seine Traumband gefunden

Der 1977 in Ravensburg geborene Jazzpianist, Komponist und Arrangeur Rainer Böhm ist ein musikalischer Freigeist, der das Klangabenteuer liebt. Neben seiner Tätigkeit als Professor für Jazzpiano und Ensembleleitung an den Musikhochschulen in Mannheim und Nürnberg ist er ein gern gesehener Gast auf Jazzfestivals. Immer wieder tourt er mit den unterschiedlichsten Formationen, diesmal im Sextett.

Es ist, als würden in diesen Sextettaufnahmen all die Qualitäten zusammenkommen und zum Blühen gebracht, für die der in Köln lebende Pianist und Komponist Rainer Böhm immer wieder gelobt wird: seine stupende Technik, sein melodischer Einfallsreichtum, seine melancholische Grundierung, seine Exkursionen hin zu Elementen klassischer und zeitgenössischer ernster Musik, sein Wechselspiel von Melodiegestaltung und Akkordbegleitung, sein ausgeprägter Sinn für Dramaturgie, seine Balance zwischen Improvisation und Komponiertem, seine hohe Emotionalität, seine Suche nach einem aufgerauten Wohlklang, seine rhythmischen Akzente und vor allem sein Spiel im Dienst der jeweiligen Sache. Auf mehr als sechzig Einspielungen kann man das nachhören und die Entwicklung dieses famosen Pianisten verfolgen. Vielfach ist der heute 45-Jährige dafür mit renommierten Preisen ausgezeichnet worden. Mit seinem deutsch, schweizerisch, britisch besetzten Sextett bündelt er nun all diese Eigenschaften in einem größeren Format. Das alles ergibt eine organische Band, ein Glücksfall. Spielfreude, Witz, kluge Verschränkungen und solistische Höhenflüge ergeben ein großes Ganzes.

Mit der Rhythmusgruppe bestehend aus Bassist Arne Huber und Schlagzeuger Jonas Burgwinkel hat Rainer Böhm immer wieder in diversen Konstellationen gespielt. Dazu hat er mit der Bläsersektion mit dem britischen Trompeter Percy Pursglove, dem Schweizer Tenorsaxofonisten Domenic Landolf und dem Randberliner Wanja Slavin am Altsaxofon eine Traumband geformt. Am Beginn besticht „Past And Present“ mit hymnisch schwelgerischer Melodik, in die hinein bald Wanja Slavin eins seiner originellen Soli steuert. „Flying Sea Star“ setzt dann genau dort an und schreibt die Geschichte weiter in neuen Klangfarben. „Poly Interlude“ basiert auf einem polyrhythmischen Konzept mit unterschiedliche Taktarten. Auch „Polizei“ ist von diverser Polyrhythmik durchzogen. Das Titelstück „What If“ ist sehr expressiv, während „Decision Maker“ in reicher Harmonik swingt. Mit „Octopus“, „Time-Circle“ und „The Way You Think“ folgen dann drei Pianotriostücke, die in wundervollem Farbenreichtum schwelgen. Die finalen Sextettstücke „The Wooden Box“ und „Le Pardon“ schließlich pendeln zwischen impressionistisch, lyrisch und energetisch, um in eine wunderbare Ballade zu münden. Ellington und Mingus lassen grüßen. So erzeugt „The Wooden Box“ Klangbilder die an den Komponisten Olivier Messiaen erinnern. Diese CD ist ein Musterbeispiel für die von Böhm angestrebte Emotionalität. Sie zeigt ihn auf der Höhe seiner Kunst als Pianist, Komponist und Arrangeur. Dabei bleibt seine Musik stets beseelt und vital. Ja, Stimmungen einzufangen und Emotionen auszudrücken, das ist der musikalische Kosmos von Rainer Böhm.

Rainer Böhm: „What if“ ist auf den Label Enja Records erschienen.

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