Brad Mehldau lässt die Fab Four hochleben

Brad Mehldau lässt die Fab Four hochleben

Brad Mehldau, Jahrgang 1970, ist der gegenwärtig wohl meistbeschäftigte Klaviervirtuose des Jazz. Zudem gilt er als Meister der Transformation großer Popsongs in komplexe Jazz-Fantasien. Auf seinem neuen Live-Soloalbum „Your Mother Should Know“ schöpft der Pianist aus dem riesigen Werk der Beatles. Es ist nicht die erste Auseinandersetzung mit dieser Musik. Bereits 1996, auf seinem zweiten Trio-Album, eignet sich Brad Mehldau „Blackbird“ an, flößt dem Beatles-Evergreen die Lässigkeit und die erweiterte Harmonik des Jazz ein. Und so war es nur folgerichtig, dass der US-Pianist mal wieder seiner altbewährten Leidenschaft für Popsongs frönt. Diesmal widmet er mit „Your Mother Should Know“ ein ganzes Live-Soloalbum der Liebe zu den Fab Four aus Liverpool und, quasi als Zugabe, die Nummer „Life on Mars?“ vom schmerzlich vermissten David Bowie. Das neue Werk umfasst neun Interpretationen von John Lennon & Paul McCartney-Songs, sowie seine Neudeutung eines Stücks von George Harrison. Obschon eine Auswahl an Beatles-Songs bereits seit Jahren zum Programm von Mehldau-Solo- und Trio-Konzerten zählt, spielte er bislang keines der „Your Mother Should Know“-Stücke ein. Das Album endet mit einem Klassiker aus der Feder von David Bowie, der eine Verbindung zwischen den Beatles und Pop-Songwritern darstellt, die ihnen nachfolgten. „Your Mother Should Know“ wurde im September 2020 in der Philharmonie de Paris aufgenommen.

„Die Songs der Beatles sind von unbestreitbarer Universalität geprägt“, sagt Mehldau. „Ihre Musik durchschneidet kulturelle und generationelle Grenzen, während neue Zuhörer sie immer wieder für sich entdecken. Ihre Songs haben eine Unmittelbarkeit und Integrität, die jeden anzieht. Als ich mit dem Pianospielen anfing, befanden sich die Beatles noch nicht auf meinem Radar, aber ein Großteil der langlebigen Piano-Pop-Musik, die ich im Radio hörte, ging aus ihren Songs hervor. Diese Musik wurde Teil meiner Persönlichkeit“.

Brad Mehldaus Einstand bei Nonesuch Records war das 2004 erschienene Solo-Album „Live In Tokyo“. Seine nachfolgenden 18 Veröffentlichungen auf dem Label umfassen sechs Alben mit seinem Trio sowie eine Reihe Gemeinschafts- und Soloalben. Seine jüngsten Veröffentlichungen sind zwei Aufnahmen mit dem ursprünglichen Joshua Redman Quartett aus den 1990er-Jahren, „RoundAgain“ (2020) und „LongGone“ (2022). „Variations On A Melancholy Theme“ (2021) war eine Auftragsarbeit, die er mit dem Orpheus Chamber Orchestra aufnahm. Zuvor erschien ein Soloalbum, das er während des Lockdowns aufgenommen hatte: „Suite: April 2020“.

Übrigens: Alle Songs sind von John Lennon und Paul McCartney, ausgenommen „If I Needed Someone”, das von George Harrison stammt. „Life on Mars?“ wurde von David Bowie geschrieben. Die zehn Songs aus den großen Beatles-Alben seit „Revolver” (etwa „For No One“, „Here, There And Everywhere“ oder „Golden Slumbers“) sind offenbar so unantastbar hochmelodisch, dass Mehldau sie nur sehr behutsam variiert, sie im Gegensatz zu früheren Pop-Aneignungen kaum gegen den Strich bürstet. Mit „Your Mother Should Know“ ist Mehldau wieder ein interpretatorisch und klangtechnisch erstklassiges Album gelungen.

Brad Mehldau Plays The Beatles: „Your Mother Should Know“ ist bei Nonesuch/Warner Music erschienen.

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