Schillernde Songperlen von Chico César

Schillernde Songperlen von Chico César

Chico César zählt heute mit seiner Band zu den erfolgreichsten Pop-Musikern seines Heimatlandes Brasilien. Sein Markenzeichen, ein abstehender Haarschopf über seinem runden Gesicht, hat hohen Wiedererkennungswert. Was dem 1,60 Meter kleinen César an Körpergröße fehlt, gleicht er durch seine starke Präsenz und seine extravaganten Kleider aus, die Urtypisches mit Avantgarde kombinieren. Chico wurde 1964 als Sohn eines einfachen Landarbeiters geboren. Chico César, ein brillianter Musiker mit einem schier unendlichen Repertoire voll schillernder Songperlen im Gepäck, schrieb Hits wie „Mama Africa“ und „A Primeira Vista“, die von seinem Publikum in der ganzen Welt gesungen werden. Der Sohn afrikanischer, indigener und weißer Vorfahren fordert vor allem den Respekt vor dem Einzelnen, vor dessen Einzigartigkeit. „Es geht nicht nur um die viel zitierte Toleranz – es geht um Respekt,“ stellt er selbstbewusst fest.

Musikalisch liefert César ein überaus breites Repertoire, in dem er aus den scheinbar unendlichen Quellen der brasilianischen Volkmusik schöpft. Nicht zuletzt kommt er ja aus einer Gegend Brasiliens (Paraíba im Nordosten Brasiliens), die sich als Ursprung des Landes rühmt. Wenn es denn stimmt, dass Brasilien hinsichtlich der Musik kein Land, sondern eher ein Kontinent ist – wie es Gilberto Gil mal sagte, dann lässt sich in der Musik von Chico César davon jede Menge finden: Neben allerlei Varianten des Samba ist das allem voran der stark Akkordeon geprägte Forró, einer für brasilianische Verhältnisse eher ruhigeren Gangart. Oder der Baiao, Coco, Carimbó, der immer mal wieder als Ursprung des HipHop bezeichnete Emobolo. Und wenn das nicht reicht, kommen auch schon mal indianische Pfeifen oder karibische Anleihen hinzu. Diese traditionellen Klänge verbindet César auf feine Weise mit westlichen Sounds, vor allem mit Reggaebeats und Funk, aber auch dem Singer/Songwriting US-amerikanischer Tradition. Diese Musik kommt nicht nur aus dem Herzen und dem Hirn, sondern – tanzbar wie sie ist – aus der Hüfte.

Vestido de Amor (in Liebe gekleidet), so heißt das neue Studioalbum des Brasilianers. Sein zehntes übrigens! Und es ist gelungen, weil einfallsreich mit kritischen Untertönen. Das Thema Panafrikanismus steht dabei ganz oben auf der Agenda. Der Sänger und Songwriter hat dazu zwei große Persönlichkeiten der afrikanischen Musik eingeladen, um „Vestido de Amor“ zu bereichern: Salif Keita und Ray Lema. Diese Zusammenarbeit ist mehr als nur ein Featuring, sie besiegelt einen wichtigen Parameterwechsel. Lange Zeit versuchte das tropische Amerika an seine afrikanischen Wurzeln anzuknüpfen, die allzu oft ignoriert wurden. César stellt sie in den Fokus. Anspieltipps: „Flor Do Figi“, „SobreHumano“ sowie „Xango Forro e Ai“.

Chico César: „Vestido de Amor“ ist  auf dem Label Zamora/Qrious Music erschienen.

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