Auf seinem neuen Album breitet der finnische Pianist Iiro Rantala mal wieder das breite Spektrum seiner Tastenkunst aus. „Potsdam“ lautet der Titel, denn es wurde eben dort aufgenommen. Auf „Potsdam“ zeigen sich alle Facetten Rantalas künstlerischer Identität. Man könnte auch sagen dies ist eine Art Retrospektive auf vergangene Alben gepaart mit neuen Kompositionen, die der Finne in der Konzertauszeit während der Corona-Pandemie schrieb.

„Twentytwentyone“ heißt das Stück, mit dem der Mitschnitt seines Konzerts vom 27. November 2021 im Potsdamer Nikolaisaal beginnt. Ein sentimentales, schwelgerisches Statement, das sich zwischen Melancholie und Hoffnung bewegt, passend zum Gemütszustand vieler Menschen in diesen Zeiten. „Time For Rag“ ist dann eine gelungene Ragtime-Nummer. Abwechslung bringt „Can You Be Bop?“ mit kräftigen Bassfiguren und fröhlichen Läufen der rechten Hand.

Auf „Peace“, ebenfalls eine Neukomposition, kann man eine Mischung aus klassischer Romantik und elegischem Nordic Sound hören. „Freedom“ gespielt auf einem präparierten Flügel zeigt Rantalas experimentelle Seite. Es folgt „Woman“ aus seinem John Lennon-Programm „My Working Class Hero“, allerdings erstrahlt das Stück diesmal in ganz neuem Licht.

Auch beim Track „November“ (aus seinem „Finnish Calender“) zeigt sich Rantalas Vermögen aus einfachen Motiven ohne Scheu vor Pathos große lyrische Gemälde zu erschaffen. Mit einer heiteren Fassung von Leonard Bernsteins „Candide Overture“ löst er dann noch mal einen musikalischen Wirbelsturm aus, bevor er mit einem nachdenklichen „Somewhere“ an den einen Tag vor dem Konzert gestorbenen Textdichter Stephen Sondheim erinnert.

Fazit: Die neun Stücke vermitteln vor allem eins: Gelassenheit und gute Laune sowie sein raffiniertes Spiel mit Dynamik und Intensität. Ob Solo, im Trio oder mit Orchester, als Opernkomponist, Jazzimprovisator oder tiefsinniger Interpret bekannter Popmelodien, der Finne Iiro Rantala ist ein Hansdampf in allen Gassen, und vor allem ein außergewöhnlicher Pianist, der stets sein ganz eigenes Ding macht.

Iiro Rantala: „Potsdam“ ist auf dem Label ACT erschienen.