Verbeugung vor einem wichtigen Blues-Duo

Verbeugung vor einem wichtigen Blues-Duo

Nach einem halben Jahrhundert veröffentlichen Taj Mahal & Ry Cooder wieder ein Album. Welch eine Freude: Taj Mahal und Ry Cooder machen 2022 wieder gemeinsame Sache und veröffentlichen eine Reunion-Platte. Jahrzehnte sind ins Land gegangen seit dem Debütalbum ihrer längst aufgelösten Band, den Rising Sons. „Get On Board“ heißt das neue Album, Untertitel „The Songs Of Sonny Terry & Brownie McGhee“. Damit ist klar, der Blues-Musiker und Multiinstrumentalist und der virtuose Gitarrist, Sänger, Komponist und Produzent widmen sich hier zwei Ikonen des Piedmont Blues, deren Musik sie schon seit dem Teenager-Alter begleitet und geprägt hat.

Elf Stücke aus dem Katalog von Sonny Terry und Brownie McGhee haben sie für „Get On Board“ ausgewählt und neu interpretiert. Unterstützt werden Taj Mahal (Gesang, Mundharmonika, Gitarre, Klavier) und Ry Cooder (Gesang, Gitarre, Mandoline, Banjo) dabei von Rys Sohn Joachim Cooder (Schlagzeug, Bass).

Erinnerungen an riesige Baumwollfelder und jene kleinen Musikkneipen, die Juke Joints, werden wach, wenn man diese Musik hört. Schon bei den ersten Takten von „My Baby Done Changed The Lock On The Door“, der Eröffnungsnummer von „Get On Board“, drängt sich dem Hörer unweigerlich der Eindruck auf, in einer ebensolchen Kneipe gelandet zu sein. Zugleich gibt der Song den Ton vor, der das gesamte Album bestimmt nämlich raue, authentische und handgemachte Musik.Taj Mahals Stimme prescht mal wieder vor, voluminös und wuchtig. Der inzwischen bald 80-jährige und (nicht nur stimmlich) hünenhafte Bluesmann war auf seinen letzten Aufnahmen musikalisch vorzugsweise in seiner Wahlheimat Hawaii unterwegs.

Nun ist er zurückgekehrt zum Sound des sumpfigen und schwülen Südens. Er spielt zusammen mit dem nimmermüden Musikologen Ry Cooder – übrigens nur fünf Jahre jünger als Taj – und dessen Sohn Joachim Cooder, der die beiden am Schlagzeug und Bass begleitet. Mit einer herrlichen, schier aberwitzigen Spielfreude rumpelt sich das Trio durch die Songs von Sonny Terry und Brownie McGhee.

Eine der großen Perlen im Repertoire von Terry/McGhee ist das vor allem durch Lead Bellys Aufnahme (und später natürlich durch CCR) berühmt gewordene „The Midnight Special“ – einer der wohl poetischsten Songs, die je über Züge geschrieben wurden. Taj Mahal und Ry Cooder spielen und singen sich polternd durch das Stück, wie eine Dampflokomotive. Und in „Deep Sea Diver“ zieht Taj Mahal mal wieder – und er kann das noch immer fabelhaft – mit hörbarem Genuss alle Register. Das Album endet mit dem alten Gospel-Stück „I Shall Not Be Moved“, eine der wenigen langsameren Nummern.„The Midnight Special“ und das auf das frühe 19. Jahrhundert datierte „I Shall Not Be Moved“ sind Traditionals wie „Pick A Bale Of Cotton“ – eine der besten Interpretationen des gesamten Albums. Originale des Duos sind „Cornbread, Peas & Black Molasses“ und der „Pawn Shop Blues“. Insgesamt ein famoses Album, das Erinnerungen weckt.

Ry Cooder & Taj Mahal: „Get On Board – The Songs Of Sonny Terry & Brownie McGhee“ ist auf dem Label Nonesuch/Warner erschienen.

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