Spannende Klangerkundungen zwischen Jazz und Avantgarde

Spannende Klangerkundungen zwischen Jazz und Avantgarde

Der Saxophonist und Bassklarinettist Gebhard Ullmann gehört zu den führenden Persönlichkeiten der Berliner Jazzszene. Er wurde für seine Arbeit international mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Ullmann hat einen Koffer in Berlin und einen in New York. Auch seine Musik ist von ihrem Dasein zwischen alter und neuer Welt geprägt. Unaufdringlich reibt sich Europäisches an Amerikanischem. Zwischen Neuer Musik und Jazz und amerikanischer Avantgarde angesiedelt, zwischen Atonalität und Tonalität, passt sie in keine gängige Schublade. Stets aber sind Ullmann und seine Mitmusiker originell, weil sie etwas zu sagen haben. Die freie Improvisation ist dominant. Ullmann und seiner Band geht es stets um musikalische Grundlagenforschung. Um Klangerkundungen. Um das Finden und Ausloten von Kommunikation. Um Töne, um Improvisation, um Struktur, um Emotionen, um Musik. Die Band besteht aus Gebhard Ullmann (Tenorsaxofon / Bassklarinette), Gerhard Gschlössl (Posaune / Sousafon), Johannes Fink (Double Bass / Cello), Jan Leipnitz (Drums) und Michael Haves (analog live electronics). Zusammen sind sie Gulfh of Berlin. Ullmann und seine Gefährten agieren konkret, kraftvoll selbst in leisen Tönen, klar und wuchtig vom einzelnen Motiv bis zum improvisierenden Geräusch.

Gulfh Of Berlin geben dem besonderen Mix einen Namen – sie schöpfen aus den afroamerikanischen Quellen der modernen Jazztradition und lassen freies Spiel, Energie und Humor aufeinanderprallen. Ihr striktes Konzept ist zu einhundert Prozent improvisiert, die facettenreiche Besetzung hält alles in der Schwebe. Das ist große Kunst – mit leichter Hand zusammengeführt.
Mit Michael Haves wurde überdies jemand gefunden, der mit dem Gespür eines Produzenten den Gulfhstrom lebendig und in Echtzeit veredelt. Ohne den kompositorischen und spielerischen Fluss zu verändern fügt er eine besondere elektronische Note hinzu und wird so zum fünften Mann und damit Element des Prozesses.
Das musikalisches Konzept des Quartetts Gulfh of Berlin ist offensichtlich. Es ist ein frei improvisierendes Ensemble. Ursprünglich aus der Avantgarde-, Freejazz und Jazztradition kommend hat sich die Band, auch mit Elementen der zeitgenössischen klassischen Musik, einen eigenständigen Klang erarbeitet, der primär auf melodischer und rhythmischer Transparenz beruht. Multiinstrumentierung ist klares Stilmittel. Der musikalische Schwerpunkt ist ein mithilfe von Improvisation kompositorischer Anspruch an die Musik. Kurz: kompositorisches Improvisieren und improvisatorisches Komponieren im besten Post-Free-Jazz Sinn.

Unter den insgesamt zehn Tracks sind die Titel „Nether“, „Joja Romp“ und „5 Elements“ besonders gelungen. Die CD „Gulfh of Berlin“ ist erschienen auf dem legendären New Yorker Label ESP-Disk. Gebhard Ullmann wird in diesem November 65 Jahre. Nach 50 Jahren ist er nun auf dem Label angekommen, das ihn in seiner Jugend beeinflusste.

Gebhard Ullmann: „Gulfh of Berlin“ ist auf dem Label ESP-Disk erschienen.

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