Henri Texier: Ein begnadeter Geschichtenerzähler

Henri Texier: Ein begnadeter Geschichtenerzähler

Er ist einer der ganz großen Musiker des europäischen Jazz: der französische Kontrabassist Henri Texier. Der 1945 in Paris geborene Bandleader, der zudem ein angesehener Komponist von Jazzstücken ganz eigener Prägung ist, hat jetzt eine neue CD mit spannenden Stücken und hochkarätigem Personal veröffentlicht. Sie heißt „Heteroklite Lockdown“.

Schon in den 1960er Jahren spielte er als ganz junger Musiker in Paris mit Weltstars zusammen. In seinen eigenen Bands verbindet er modernen Jazz auch mit Weltmusik-Einflüssen. Und stets hat er den Sinn für fesselnde und nicht zuletzt tragende musikalische Themen. Er hat mit Bebop angefangen, um sich später mit Free Jazz, Neuer Musik und schließlich mit ethnischen Traditionen zu befassen. Und so überzeugt auch sein neues Werk, mit einem Trio eingespielt, vollends. Vater Henri am Bass und Sohn Sébastien am Saxofon taten sich mit Schlagzeuger Gautier Garrigue zusammen um dieses Album zu realisiereen. Die Musik ist voller Schattierungen und funkelndem Leben. Es ist vielleicht genau solch eine Musik, die man in Zeiten wie diesen besonders brauchen kann: eine, die nicht an der Oberfläche kratzt, sondern tief einsteigt und sich dabei auch Zeit nimmt.

Aufgenommen wurde das Album ohne Publikum im Club Le Tritont, wo Texier schon oft gastierte. Die acht Tracks umfassen drei Klassiker „Round About Midnight“ (Thelonius Monk), „What Is This Thing Called Love“ (Cole Porter) und „Besame Mucho“ (Consuelo Velazques). Dazu gibt es drei neue Kompositionen: „Bacri’s Mood“, das aus der Feder von Henri Texier stammt, „Take Your Time“, das Sébastien geschrieben hat und „Forest Forgive Them“, das der Schlagzeuger Gautier Garrigue beisteuerte. „Fertile Danse“ und das meditative, bluesgetränkte „Izlaz“ sind Coverversionen, die aus früheren Alben Texiers stammen. „Bacri’s Mood“ ist eine dezente, einfühlsame Ballade. Im Stück „What Is This Thing Called Love“ und vor allem bei „Fertile Danse“ stellt Garrigues erneut sein virtuoses, einfallsreiches Schlagzeugspiel unter Beweis. „Take Your Time“ und „Forest Forgive Them“ glänzen dagegen vor allem durch ihre melodische Kontrabasslinien. Und „Besame Mucho“ besticht durch seinen reizvollen Dialog zwischen den gefühlvoll gezupften Klängen des Kontrabasses und der wehmütigen Saxofonmelodie. Henri Texier ist noch immer ein begnadeter Geschichtenerzähler. Es ist die pure Lust am Formulieren, die jede Sekunde dieser CD zum Vergnügen macht.

Henri Texier: „Heteroklite Lockdown“ ist auf dem Label Bleu erschienen.

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