Youn Sun Nah überrascht mit elf eigenen Songs

Youn Sun Nah überrascht mit elf eigenen Songs

Die Südkoreanerin Youn Sun Nah entwirft und erkundet auf ihrem aktuellen Album „Waking World“ Regionen, die sie noch nie zuvor betreten hat. Man könnte auch sagen, sie erfindet sich in gewisser Weise neu: Die gefeierte Jazzsängerin aus Seoul. die seit Langem in Paris lebt, zeichnet erstmals komplett fürs Songwriting verantwortlich. Es habe sich so ergeben, weil’s nicht anders ging. Stichwort Pandemie: Schreiben als Weg aus dem Dunkel, als Mittel gegen den Stillstand. So entstanden elf eindringliche Songs.

Es ist ihr elftes Studioalbum. „Ich dachte immer, ich sei noch gar nicht bereit, die Rolle der Komponistin zu übernehmen“, sagt Youn Sun Nah, die vor 20 Jahren ihr erstes Album veröffentlicht hat. Seither hat sie vorwiegend die Melodien anderer interpretiert – zuletzt etwa die von Leonard Cohen oder von Motown-Ikone Marvin Gaye (auf dem Vorgänger „Immersion“, 2019).

Nun also ausschließlich Eigenkompositionen. Songs, die zwischen Leichtigkeit und schmerzhafter Einsicht daherkommen, die stets ihre Handschrift tragen – im weit abgesteckten Feld zwischen Pop, Folk-Intimität und überraschenden Jazzinstrumentierungen. Und so vereint „Waking World“ verschieden stark ausgeprägte musikalische Welten. Ihre Herangehensweise beschreibt sie so: „Zunächst befasse ich mich mit Harmonien. Dann mit der Melodie. Und dann erst kommt der Text an die Reihe.“ 

Gefeiert für „eine der schönsten Stimmen im aktuellen Jazz“ (Le Figaro), ging die  Ausnahmesängerin Youn Sun Nah langsam auf die 30 zu, als sie in den Neunzigern nach Paris zog und sich intensiv mit Jazz und Chanson befasste. Noch ein gutes Jahrzehnt später markierte das sechste Album „Voyage“ den internationalen Durchbruch – gefolgt von prämierten Meilensteinen wie „Same Girl“, „Lento“ oder dem programmatischen „She Moves On“. Zuletzt veröffentlichte sie das Album „Immersion“ im Jahr 2019.

Elegant und beweglich ist ihre Stimme. Mal schwebt sie, mal dröhnt sie. Ähnlich wie ein Instrument. Präzision in Intonation und Phrasierung sowie subtile Spannung schaffendes Timing sind bei ihr selbstverständlich. Es ist die seltene natürliche Mischung von Mädchenhaftigkeit und reifer Frau, mit der diese Stimme berührt. Stets vorhanden ist dieses ungeheuer breite Ausdrucksspektrum verbunden mit einer ganz selbstverständlichen Unangestrengtheit und Authentizität. Ein Top-Album!

Youn Sun Nah: „Waking World“ ist bei Warner Music erschienen.

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