Eberhard Weber: Live in Avignon 1994

Eberhard Weber: Live in Avignon 1994

Er ist einer der ganz großen Jazz-Musiker, er war einer der weltbesten Jazz-Bassisten, er hat mit den besten Musikern seiner Zeit gespielt. Mit anderen Worten: Eberhard Weber hat Maßstäbe gesetzt. Weber zählt neben Jaco Pastorius zu den wenigen Bassisten, die das Bassspiel im Jazz stark erweitert haben. Sein einzigartiger Stil ist durch die Tongebung und Phrasierung sofort erkennbar und wird als lyrisch, schwebend und warm beschrieben. Wie Eberhard Weber klingt sonst kein Bassist auf der Welt.

Bei Weber sucht man vergeblich dieses warm glänzende, barock geschwungene Gebilde aus Holz, an dem sich die Bassisten zu schaffen machen. Statt dessen erblickt man eine karge, selbst erdachte Konstruktion. Saiten überspannen ein Griffbrett, das in einen eisernen Stachel mündet. An Knöpfen wie bei einem alten Radio kann man den Ton beeinflussen. Er kommt aus einem Lautsprecher. Die Klänge, die dann das Ohr erreichen, sind unverwechselbar: Weich und schwebend scheinen sie aus weiter Ferne zu kommen, füllen plötzlich ganz den Raum.

Ja, der Klang ist sein Markenzeichen. Ob in Aufnahmen mit Jan Garbarek oder dem United Jazz & Rock Ensemble, Pat Metheny oder Kate Bush: Der singende Sound von Eberhard Webers Bass ist unverwechselbar. Auch, weil er sich nicht mit der Rolle des Begleiters zufrieden gab und sich stattdessen als lyrischer Solist etablierte.

Das kürzlich erschienene Album „Once Upon A Time: Live In Avignon“, aufgenommen im Théâtre des Halles in Avignon im August 1994, präsentiert Eberhard Webers einzigartige Herangehensweise an ein Solokonzert. Das Werk zeigt den Bassisten, der Kompositionen aus seinen Alben „Orchestra“ und „Pendulum“ mit einer lebendigen Interpretation von „My Favorite Things“ und seinem eigenen „Trio für Fagott und Bass“ verbindet und dabei neue Aspekte seiner unverwechselbaren musikalischen Diktion offenbart.

Drei Jahrzehnte lang bildete Eberhard Weber auch den Fixpunkt in den Bands seines Label-Kollegen Jan Garbarek, bis ihn auf der Tournee 2007 ein Schlaganfall ereilte. Seinen Bass kann Eberhard Weber nicht mehr spielen, doch ist er weiter als Musiker aktiv: 2012 veröffentlichte er das Album „Résumé“, für das er bisher unveröffentlichte Solo-Aufnahmen im Studio um musikalische Kommentare seines Freundes Garbarek erweiterte. Fazit: „Once Upon A Time – Live in Avignon“ hält die Essenz von Eberhard Webers Soloauftritten fest.

Eberhard Weber: „Once Upon A Time – Live in Avignon“ ist auf dem Label ECM erschienen.

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