Rodney Crowell: Einblick in das Innere des Songwriters

Rodney Crowell: Einblick in das Innere des Songwriters

Rodney Crowell gehört zweifellos zu den besten und interessantesten Roots- und Americana-Songwritern überhaupt. Hierzulande ist er nahezu unbekannt. Mit Townes Van Zandt und Guy Clark war er gut befreundet, mit Johnny Cash sogar familiär verbunden, als Ehemann seiner ältesten Tochter Rosanne. In den Achtzigerjahren waren Cash und Crowell ein power couple von Nashville, er produzierte mehrere Hitalben für sie und landete mit Diamonds & Dirt“ selbst einen Riesenerfolg.

Außerdem zogen sie vier Töchter groß, drei gemeinsame – Chelsea, Caitlin und Carrie – sowie eine Tochter Crowells aus einer früheren Verbindung. Nach der Trennung Anfang der Neunzigerjahre, die beide auf interessanten Alben verarbeiteten, wurde es etwas ruhiger um Crowell, in den Nullerjahren startete er dann wieder durch. 2001 schrieb er über seine Kindheit das brillante Album „The Houston Kid“.

Sein aktuelles Werk heißt „Triage“ und bietet einen seltenen Einblick in das Innere des Songwriters. Auf diesem 18. Studioalbum sucht der 71-Jährige Rodney Crowell introspektiv nach Antworten und nach Heilung. Es ist das bisher wohl persönlichste Album geworden. „Triage“ beweist einmal mehr: Die „alten Helden“ haben es immer noch drauf, zeigen uns immer wieder, wie gut gemachte, ehrliche Musik geht. Auch Rodney Crowell ist so ein Typ, das wird sehr schnell deutlich beim Hören des Albums. Die Songs laufen keinen Trends hinterher, setzen auch keine. Der Sound ist aus der Zeit gefallen.

Das Album startet mit „Don’t Leave Me Now“, das überraschend ruhig und getragen einsetzt, mit zwei akustischen Strophen beginnt, dann aber plötzlich in einen Sound aus treibendem Beat und kräftigen E-Gitarren mündet. Sehr harmonisch dann der Titelsong „Triage“, eine fast schon philosophische Betrachtung des Themas Liebe.
Im Song „One Little Bird“ schwelgt er in den Erinnerungen an schöne Zeiten im Leben, findet aber kein Happy-End.

Zum wiederholten Mal hat Crowell ein zeitloses Meisterwerk abgeliefert – mit nachdenklicher, tröstender, zugleich aber auch aufmunternder Wirkung. „Triage“ ist ein in jeder Hinsicht würdevolles und hingebungsvolles Alterswerk.

Rodney Crowell: „Triage“ ist auf dem Label RC1-Thirty Tigers/Membran erschienen.

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