Großmeister Rava und Band enthusiastisch gefeiert

Großmeister Rava und Band enthusiastisch gefeiert

Es ist die reine Spielfreude der Musiker, die dieses Album von Enrico Rava ausstrahlt und sich auf das Publikum überträgt. Enthusiastisch feiern die Fans das Konzert von Enrico Ravas Edizione Speciale beim Jazz Middelheim in Antwerpen im Sommer 2019. Nicht nur der Chef der Truppe, der damals 80-jährige Ausnahmetrompeter aus Italien ist mal wieder in Topform, sondern auch seine Begleiter, wobei er sein reguläres Quartett für dieses Jubiläumskonzert zum Sextett aufgestockt hatte.

Darunter Gitarrist Francesco Diodati, Bassist Gabriele Evangelista und Drummer Enrico Morello, also den Musikern seines derzeit aktuellen Quartetts, sowie Pianist Giovanni Guidi und Tenorsaxophonist Francesco Bearzatti ein paar der wichtigsten ehemaligen Protegés Enrico Ravas, die längst selber große Karrieren aufweisen können. Dazu kommt, dass die ausgewählten Stücke großteils von älteren Produktionen stammen und immer wieder auf den Set-Lists des Trompeters auftauchen. „Diva“, „Infant“ und „Wild Dance“ stammen vom gleichnamigen 2015er Album, auf dem auch Diodati, Evangelista und Morello schon gespielt haben. „The Fearless Five“ war erstmals auf einer frühen Quartett-Platte Ravas zu hören, die bei Manfred Eichers ECM erschienen ist, zu dessen Stamm-Musikern der Italiener bereits seit 1975 zählt, und „Theme For Jessica Tatum“ ist schon auf dem 1996 beim französischen Label Bleu produzierten Album „Noir“ zu finden.

Mit anderen Worten: die Musiker kennen sich und die Stücke sehr gut. Über allem aber schwebt Enrico Ravas unverkennbarer Flügelhornton. Absolut frisch und unverbraucht  wirkt das Ganze. Und den Spaß und den Enthusiasmus den die Musiker auf der Bühne verbreiten, verzückt nicht nur das Live-Publikum vor Ort, sondern auch die Hörer zuhause. Die Band harmoniert großartig, man geht musikalisch aufeinander zu oder man reibt sich aneinander. „Once Upon A Summertime“ bringt zunächst herrlichen Wohlklang und Entspannung, gefolgt von „Theme For Jessica Tatum“ mit Monk’schen Bezügen bis hin zu brüchig verzerrten Elektroniksounds, wie in „Wild Dance“. Zum guten Schluss folgt die tänzerische Latinnummer „Quizás, Quizás, Quizás“.

Enrico Rava bleibt sich, egal was gespielt wird treu. Er bläst sein Flügelhorn in allen sechs Stücken wie gewohnt, also virtuos, temporeich und mit einer Fülle von Klangnuancen. Fazit: Gemeinsam mit einigen jungen Jazztalenten widmete sich der italienische Jazztrompeter dem Material früherer Aufnahmen, eigenen und fremden, und denkt sie neu. Das live aufgenommene Album spricht für sich.

Enrico Rava: „Edizione Speciale“ ist auf dem Label ECM erschienen.

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