Geschmackvoll, wohl dosiert und natürlich im Flow

Geschmackvoll, wohl dosiert und natürlich im Flow

Klaviertrios gibt es viele. Aber wenige haben eine Strahlkraft wie das des Pianisten Marcin Wasilewski. Auf ihrem siebten ECM-Album beleuchtet die vielseitige polnische Gruppe ein für sie charakteristisch weites Spektrum der Musik. Auf „En attendant“ stehen kollektiv erarbeitete Stücke neben Wasilewskis formbarem „Glimmer of Hope“, Carla Bleys zeitlosem „Vashkar“, dem hypnotisierenden  Doors-Klassiker „Riders On The Storm“ und einem Streifzug durch Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variationen. Kurz gesagt: Vom lyrischen Solospiel bis zur kantigen Rhythmusschlacht ist alles vorhanden, was Freude macht. Flüssiges Zusammenspiel ist das Markenzeichen dieses Trios, dessen mehr als ein Vierteljahrhundert langes gemeinsames Wirken zu einem geradezu telepathisch tiefen Verständnis zwischen Wasilewskis Bassist Kurkiewicz und Schlagzeuger Miskiewicz geführt hat.

Am besten man lässt die sieben Stücke dieses Albums einfach auf sich wirken. Etwa das dreiteilige „In Motion“, das sich – der Name ist Programm – ständig in Bewegung befindet. Oder „Glimmer Of Hope“, das auch auf „Arctic Riff“, dem Album von 2019 auf dem auch Tenorsaxofonist Joe Lovano zu finden ist, hier aber in abgespeckter Form noch griffiger klingt. Herausragend auch Bachs „Variation 25“, das von Wasilewski behutsam verfremdet wird. Nahezu auf jedem Album covert das Trio eine Pop-Nummer. Diesmal wie gesagt ist es „Riders On The Storm“ von den Doors, das bei Wasilewski freier atmen darf, dabei aber seinen hypnotischen Sog nie verliert. Alles auf dieser Platte ist geschmackvoll, wohl dosiert und natürlich im Flow. Selten hört man so lebendige Musik. Bassist Slawomir Kurkiewicz und Schlagzeuger Michal Miskiewicz sind die kongenialen Partner, an dessen Seite Marcin Wasilewski sich von Platte zu Platte steigert.

Auf „En Attendant“ präsentiert sich der Dreier in Höchstform. Wasilewski und Co. fordern beim Hören keine Voraussetzungen. Das Trio lebt von der poetische Offenheit ihrer Exkurse und auf die sollte man sich einlassen. Es lohnt sich. Marcin Wasilewski ist unerschöpflich, wenn es um melodische Erfindungen geht, präzise in seinen Soli, voller Schwung in der Improvisation mit eigener Dramatik, seine Kollegen sind ebenso präzise in ihrer Begleitung, spielen nur das Nötigste mit einer großen Dosis an Soloparts.

Wasilewski, Kurkiewicz und Miskiewicz bringen zweifellos eine neue Dimension in die Klaviertrio-Tradition. Wieder ein makeloses Album dieser drei, die
ein großräumiges Denken prägt, und zudem wohltuend unterscheidet von anderen Pianotrios. „En attendant“ wurde im August 2019 in den Studios La Buissonne in Südfrankreich aufgenommen und von Manfred Eicher produziert.

Marcin Wasilewski Trio: „En Attendant“ ist auf dem Label ECM erschienen.

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