Neue gemeinsame Musiksprache im Dialog der Kulturen
Neue gemeinsame Musiksprache im Dialog der Kulturen
Das 2013 von Sängerin Cymin Samawatie und Perkussionist Ketan Bhatti ins Leben gerufenen Kollektiv Trickster Orchestra aus Berlin will an eingefahrenen Klischees rütteln, um im Dialog der Kulturen eine neue gemeinsame Musiksprache zu finden, in der sich die Diversität unserer Gesellschaft spiegelt. Soll im Klartext heißen: Weltmusik war gestern! Entstanden ist das Ganze nach einem Projekt der Berliner Philharmoniker, die Bhatti und Samawatie eingeladen hatten, im Rahmen ihres Education Programms mitzuwirken.
Ziel ist es, verschiedene europäische und andere Musiktraditionen zusammenzuführen und einen Weg bereiten, auf dem Musikerinnen und Musiker verschiedenster Herkunft eine gemeinsame zeitgenössische Sprache entdecken.„Unsere Frage war immer, wie wir aus diesen ganzen verschiedenen Musiktraditionen – z.B. von arabischer Kunstmusik bis westeuropäischer klassischen Musik, vom nordamerikanischem Freejazz bis zur japanischen Hofmusik, eine gemeinsame zeitgenössische Klangsprache entwickeln können,“ erkären Samawatie und Bhatti übereinstimmend. Also weg vom Etikett der „Weltmusik“, hin zu kultur- und genreübergreifenden Kompositionen. Diese Spannung zwischen festen Formen und großer Freiheit ist es, was die Live-Auftritte des Ensembles ausmacht. Und das spiegelt sich auch auf dem aktuellen Album mit insgesamt neun Stücken wider. Aufgenommen wurde im sagenumwobenen Meistersaal in Berlin.
Die Musikerinnen und Musiker sollen nicht nur das präsentieren, was sie kennen und können, sondern auch das Neue, Unbekannte – Fremde – wagen. Das Trickster Orchestra setzt sich aus Instrumentalisten der Berliner Philharmoniker zusammen, sowie Musikerinnen aus Syrien, Japan, China, Israel, Libanon, Sibirien und der Türkei. Sie spielen klassische europäische Instrumente und traditionelle wie die japanische Koto, die chinesische Sheng, die persische Nay-Flöte oder die arabische Kanun.
Stilistisch vereint das Trickster Orchestra die unterschiedlichsten Musiktraditionen aus Neuer Musik, Klassik, Elektronik, Jazz, Pop, Hip-Hop und Improvisation. Das Kollektiv ist kein festes Orchester, das heißt, dass die Besetzung je nach Projekt wechselt: Meistens spielen ungefähr 20 Musiker gemeinsam auf der Bühne – insgesamt umfasst das Trickster Orchestra über 40 Mitglieder.
Das Trickster Orchestra ist ein Grenzgänger. Es hält sich an den Randbereichen der verschiedenen Musikstile auf, spielt mit ihnen und erforscht sie neugierig. Man könnte auch sagen, die Formation setzt sich bewusst zwischen die Stühle des herkömmlichen Kulturlebens.
Cymin Samawatie / Ketan Bhatti: „Trickster Orchestra“ ist beim Label ECM erschienen.