Maciej Gołyźniak-Trio: Neues vom polnischen Jazz

Maciej Gołyźniak-Trio: Neues vom polnischen Jazz

Die Geschichte des polnischen Jazz reicht bis in die 1920er Jahre zurück. Ja, Jazz hat in Polen eine lange Tradition und so großartige Musiker wie Krzysztof Komeda, Tomasz Stańko oder Marcin Wasilewski hervorgebracht. Seit 1966 existiert in diesem Zusammenhang die verdientvolle Reihe „Polish Jazz“, die mit dem Album „The Orchid“ des großartigen Maciej Gołyźniak Trios bei Volume 85 angekommen ist. Ursprünglich von der staatlichen Plattenfirma Polskie Nagrania herausgegeben, wurde die Edition jetzt von Warner Music reaktiviert.

Der Schlagzeuger Maciej Gołyźniak gehört der jüngsten Generation des polnischen Jazz an. Das dominierende Moment seiner Musik ist Bewegung, wobei er sich nicht auf eine Richtung festlegt, sondern nach allen Seiten gleichermaßen ausbricht. Sein Trio, das in vier der sieben Tracks auf „The Orchid“ um den Flügelhornisten Łukasz Korybalski ergänzt wird, zeichnet sich durch spielerischen Übermut und eine ansteckende Lust an der Suche nach ungewöhnlichen Klängen aus. Vergleiche zum Esbjörn Svensson Trio oder Bugge Wesseltofts Band Rymden kommen einem in den Sinn, doch bei Gołyźniak macht sich auch schon jener aufmüpfige Drang nach Unabhängigkeit bemerkbar, der dem polnischen Jazz seit Anbeginn innewohnt.

Jazz ist beliebt in Polen – und zwar insbesondere bei Jüngeren. Die Liste der Jazzfestivals scheint schier endlos und reicht von kleineren Veranstaltungen im ganzen Land bis zu international beachteten Festivals, wie dem Warschauer Jazz-Jamboree. Hinzu kommen unzählige Clubs in allen größeren Städten. „Krakau ist die lebendigste Jazzstadt Europas. Mit seinen vielen Kellerkneipen und Clubs ist die Stadt im Grunde ein einziges Dauerfestival“, meint der Leiter des Darmstädter Jazzinstituts, Wolfram Knauer.

In Sopot feierte auch der legendäre Pianist Krzysztof Komeda sein Debüt vor großem Publikum. In den 1960er-Jahren überragte Komeda dann als Jazz- und Filmmusik-Komponist das Geschehen. Bis zu seinem frühen Tod 1969 komponierte er für zahlreiche Roman Polański-Streifen, etwa „Tanz der Vampire“ oder „Rosemaries Baby“. Sein Album „Astigmatic“ – eingespielt 1965 unter anderem mit Tomasz Stańko – gilt als die einflussreichste Jazzplatte in Polen und beeinflusst bis heute junge Musiker. Adam Makowicz, Tomasz Stańko, Michal Urbaniak, und Jan „Ptaszyn“ Wroblewski – so hießen die Stars der 1970er-Jahre. Zu den international gefeierten Vertretern des polnischen Jazz gehören: Urszula Dudziak (Gesang, Komposition) und Michał Urbaniak (Geige, Saxofon, Komposition), Mieczysław Kosz (Klavier), Zbigniew Namysłowski (Saxofon), Tomasz Stańko (Trompete, Komposition), Jan Wróblewski (Saxofon, Komposition), Vitold Rek (Kontrabass, Komposition), Janusz Stefański (Perkussion, Komposition), Zbigniew Seifert (Geige), Leszek Możdżer (Klavier, Komposition), Andrzej Trzaskowski (Klavier, Komposition), Leszek Żądło (Saxofon, Flöte, Komposition), Andrzej Jagodziński (Klavier) und viele andere.

Maciej Gołyźniak: „The Orchid“, Polish Jazz Vol. 85 ist bei Warner Music erschienen.

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