Wahre Meister: John Hiatt und Jerry Douglas

Wahre Meister: John Hiatt und Jerry Douglas

John Hiatt ist zweifellos einer der brillantesten Songwriter des 20. Jahrhunderts und einer der schillernsten Köpfe innerhalb der Americana-Szene. Ein „Musician’s Musician“ wie er im Buche steht, ein sensibler Geschichtenerzähler, einflussreicher Songwriter und bodenständiger Rocker. Liebling der Kritiker war der Mann aus Indianapolis, Jahrgang 1952, schon immer. Doch die breite Gunst beim Publikum blieb ihm bis heute versagt.

Gut zwei Dutzend Alben kann er vorweisen. Seine Songs gingen um die Welt, meist von anderen gecovert wie Bob Dylan, Joe Cocker, Emmylou Harris, Iggy Pop, Eric Clapton, Bonnie Raitt oder Rosanne Cash, um nur einige zu nennen. Mit seiner country-, folk- und bluesinfizierten Rockmusik schafft er es wie kaum ein anderer, musikalische Roadmovies im Kopf seiner Zuhörer ablaufen zu lassen.

Für sein aktuelles Album „Leftover Feelings“ hat sich Hiatt mit dem mehrfach ausgezeichneten Künstler und Produzenten Jerry Douglas und seiner Band, der Jerry Douglas Band, zusammengetan. Es gibt keinen Schlagzeuger, dennoch sind diese Grooves tief und echt.

Die elf Songs wurden von Jerry Douglas produziert und im historischen RCA Studio B in Nashville aufgenommen. „Leftover Feelings“ ist weder ein Bluegrass-Album noch eine Rückkehr zu Hiatts 1980er-Jahre-Tagen mit den Slide-Gitarren-Größen Ry Cooder und Sonny Landreth, sondern ein Treffen zweier amerikanischer Musik-Giganten in einer legendären Umgebung.

John Hiatt und Dobromeister Jerry Douglas liefern ganze Arbeit ab. Jede Minute ist des An- und Zuhörens wert. Ruhige Songs, wie „I’m in Asheville“, „Light of the burning sun“ oder „The Music is hot“ wechseln mit Uptempo-Nummern wie „Keen Rambler“ oder „Little Goodnight“. Nichts klingt banal, das gesamte Album hinterlässt einen gereiften Eindruck. Die Kunst, in wenigen Versen eine filmische Szenerie zu entwerfen und Porträts von Personen zu skizzieren, beherrscht John Hiatt immer noch. Beispielhaft gelungen in der Country-Ballade „The Music Is Hot“ und dem melancholischen Abschiedssong „I’m In Asheville“. Zusammengefasst: ein uneingeschränkt empfehlenswertes Werk!

John Hiatt with the Jerry Douglas Band: „Leftover Feelings“ ist auf dem Label New West erschienen im Vertrieb von PIAS/Rough Trade

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