Christoph Neuhaus: Ein Musiker durch und durch

Christoph Neuhaus: Ein Musiker durch und durch

Der Gitarrist und Komponist Christoph Neuhaus wurde kürzlich mit dem Landesjazzpreis Baden-Württemberg 2021 ausgezeichnet. Neuhaus sei „ein außergewöhnlich vielseitiger Musiker, dessen facettenreiche Arbeit auch Menschen anspricht, die weniger jazzaffin sind“, hieß es in der Laudatio. Dass dem so ist, wird schnell klar, wenn man sich sein neues Album „Ramblin Bird“ zu Gemüte führt. Der Tausendsassa – Gitarrist, Songwriter und Produzent – Christoph Neuhaus vereint viele Genres in seiner Musik: die Rauheit und Authentizität des Blues, starke Funkgrooves und die Raffinesse des Jazz. Nicht zu vergessen die anmutige Melancholie der Folkmusik. Christoph Neuhaus ist gebürtiger Stuttgarter Jahrgang 1986, anfangs hat er viel ausprobiert: Flöte, Klavier. Bis er mit elf Jahren ein MTV-Video mit Slash von Guns n‘ Roses sah, wo der Gitarrist auf einem weißen Flügel steht und das „November Rain“-Solo spielt. Ab da wollte er nur noch Gitarre spielen. Später hatte er dann bereits seinen Wes Montgomery, wie er sagt, „gefressen“: Der Groove dieser Musik und auch die Coolness der Musiker fesselten ihn.

Bei den Großmeistern des zeitgenössischen Gitarren-Jazz hat er ganz verschiedene Spielweisen mitbekommen: in Amsterdam bei Jesse van Ruler, in Basel bei Wolfgang Muthspiel und in New York bei Peter Bernstein und Adam Rogers. Sie alle waren seine Lehrer. Neuhaus war immer schon ein stilistisch offener Spieler. Sein aktuelles Album „Ramblin‘ Bird“ legt davon Zeugnis ab. Eine gewisse Pop-Attitüde ist da gut zu erkennen: Folkmusik, Americana, Singersong-Writing, Blues, Funk mit Texten und Songs von ihm selbst. Und dennoch: So populär er hier unterwegs ist; im Untergrund pulsiert ein lebendiger Jazz-Vibe. Seine Musik hat Spirit und Soul, soll heißen, sie ist sehr persönlich. Der Titelsong treibt das Album mit stetem Puls voran. „Ramblin Bird“ verrate auch viel über ihn selbst, sagt Komponist Christoph Neuhaus. „Ramblin“ sei ein Slangausdruck in der Bluesmusik und bedeute rastlos sein, umherziehen. „Bird“, der Vogel, stehe für das Freisein.

Das sehr gelungene Album hat Christoph Neuhaus mit seinem Ensemble „Ramblin Bird“ realisiert. Das Sextett hat die Fähigkeit einen ganz besonderen Sound zu kreieren. Alles klingt extrem präsent. Kurz gesagt: Da klingt „handmade music“ durch. „Ramblin Bird“ wurde auf hohem technischen Niveau produziert und wird über die DIY-Plattform Bandcamp vertrieben. So werden die beteiligten Musiker fair am Verkauf beteiligt. Neuhaus hat nicht nur alle Songs geschrieben, er ist auch für das gesamte Artwork der CD verantwortlich. Sehr hörenswert!

Als Leader hat Christoph Neuhaus bereits fünf Alben veröffentlicht und war als Sideman an über sechzig CD-Produktionen beteiligt. Unter anderem spielte er mit Künstlerinnen und Künstlern wie Joo Kraus, Fola Dada, Ernst Mantel, Adrian Mears, Peter Herbolzheimer, Cherry Gehring, Frank Kuruc, Klaus Graf, Markus Harm, Sandi Kuhn, Volker Engelberth, Tobias Becker Big Band, Thomas Stabenow, Martin Meixner oder der SWR Big Band.

Christoph Neuhaus: „Ramblin Bird“, Vertrieb: Bandcamp

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