Jean-Marie Machado: Ein Wanderer zwischen den Genres

Jean-Marie Machado: Ein Wanderer zwischen den Genres

Lass‘ Fingerkuppen sprechen, lass sie ganze Geschichten erzählen, heißt es in Persien. Diese hohe Kunst gibt es in der persischen Volksmusik und in der persischen klassischen Musik. Da wird die Zarb, die Handtrommel, auf elegante Art überwiegend mit den Enden der Finger gespielt. Keyvan Chemirani ist ein französischer Zarb-Spieler, der diese Kunst perfekt beherrscht. Und Keyvan trägt diese Kunst mit großer stilistischer Offenheit in Jazzbands hinein. So zum Beispiel auch in die Band des französischen Pianisten Jean-Marie Machado.

Jean-Marie Machados Musik wiederum schafft Brücken, suggeriert Bilder, öffnet Passagen. Die Melodien, die Klänge, die Töne, die Rhythmen, auf dem neuen Album „Majakka“ sind reich, poetisch und manchmal mit großer Inbrunst gespielt. Machado ist ein Wanderer zwischen den Genres. Sein musikalischer Leuchtturm strahlt stilistisch in alle Richtungen. Passend dazu hat er sein neues Album „Majakka“ genannt, was soviel wie Leuchtturm auf Finnisch heißt. Die Klänge von Klavier, Cello, Sopran-Saxophon und der persischen Holztrommel Zarb schillern vielfarbig. Da treffen auch impressionistische Klavierklänge, nordafrikanische Sounds oder lateinamerikanische Leichtigkeit sowie Spuren des französischen Chansons aufeinander. Machados Soundwelt passt in keine Schubladen. Beispiele seines Wirkens machen dies deutlich. Etwa 2008, als er impressionistische Kompositionen für ein Jazzquartett und das Kammerorchester des Münchner Gärtnerplatztheaters arrangierte. Oder 2017, als er für das Duo mit Akkordeon und Klavier exquisite klassisch-jazzige Tongedichte verfasste.

Diese Vielfalt kommt nicht von ungefähr, wenn man Jean-Marie Machados Wurzeln betrachtet: 1961 in Tanger in Marokko geboren, als Sohn eines portugiesischen Gitarristen und einer spanisch-italienischen Sängerin, aufgewachsen in Frankreich und mit 13 schon hochgelobtes klassisches Klaviertalent. Jazz hat er sich dann autodidaktisch beigebracht. Zum ersten Mal in seinem Leben nahm er ältere eigene Aufnahmen zur Hand und hörte sie an, bevor er die Musik für das Album „Majakka“ komponierte. Seine Mitmusiker Perkussionist Keyvan Chemirani, Cellist Vincent Segal und Jean-Charles Richard, der mal Querflöte, meist aber das tiefe Bariton- oder das hohe Sopransaxophon spielt, dürfen alle ihren persönlichen Sound einbringen, das macht dieses Album so besonders.

Die Titel „Bolinha“, „Um vento leve“ und „Emoção de alegria“ stammen aus dem Projekt „La main des saisons“, das auf dem Werk des Dichters Fernando Pessoa basiert. „Les yeux de Tangati“ wurde für ein Duett mit Dave Liebman geschrieben, dem großen New Yorker Saxophonisten, mit dem Machado bereits drei Alben aufgenommen hat, und „Gallop Impulse“ stammt aus dem Album „Impulse Songs“. Alles in allem ein Album das von neuen, weltumspannenden Klängen lebt und das Prädikat einzigartig verdient.

Jean-Marie Machado: „Majakka“ ist auf dem Labe lLa Buissonne
erschienen.

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