Ein meisterliches Werk des Vijay Iyer-Trios

Ein meisterliches Werk des Vijay Iyer-Trios

Das Urteil vorweg: Diese Platte ist sehr, sehr, sehr gut. Selten sieht man sich genötigt, so mit der Tür ins Haus zu fallen. In diesem Fall ist man so überwältigt, dass dies gerechtfertig erscheint. Doch nun der Reihe nach: Meisterlich wie sich das Vijay Iyer Trio auf dem aktuellen Album „Uneasy“, präsentiert. Es ist zugleich das siebte Album des indischstämmigen New Yorker Pianist Vijay Iyer für ECM Records. Seit einigen Jahren ist Iyer Seriensieger der Kritikerumfragen – so wurde er bereits zweimal zum „Rising Star Jazz Artist“ und „Rising Star Composer“ des renommierten Downbeat Magazine International Critics‘ Poll gewählt.

Iyer hat mit vielen zeitgenössischen Künstlern zusammengearbeitet, darunter Steve Coleman, Roscoe Mitchell, Amiri Baraka, Wadada Leo Smith, Dead Prez, Amina Claudine Myers, Butch Morris, George Lewis, Miya Masaoka, Matana Roberts, Trichy Sankaran, Samir Chatterjee, Pamela Z, Imani Uzuri, Will Power, Suphala, Dafnis Prieto, Burnt Sugar, Karsh Kale, Shujaat Khan, DJ Spooky, John Zorn, Bill Morrison und viele anderen.

Inzwischen ist Iyer der Jazzmusiker der Stunde. Auf „Uneasy“ hat er ein ungemein kraftvolles neues Trio zusammengestellt. Neben ihm sind zwei weitere Schlüsselfiguren der kreativen New Yorker-Szene dabei: die Bassistin Linda May Han Oh und der Schlagzeuger Tyshawn Sorey, der 2017 auch schon auf Iyers ECM-Album „Far From Over“ zu hören war.
Drummer Sorey hat sich mit seinen 37 Jahren schon auf fast allen Feldern getummelt, die improvisierende Musiker bestellen können. Er spielt einfach bravourös. Sorey hat für seine unbegrenzte Virtuosität und seine wunderbaren Kompositionen weltweite Anerkennung erhalten. In der „New York Times” war zu lesen, er „spiele nicht nur mit orkanartiger Körperlichkeit, sondern auch mit einem großen Gefühl für Maß und Gleichgewicht.“ Zweifellos ist er ein Musiker voller radikaler und scheinbar unbegrenzter Ideen und ein Meister der Improvisation.

Bassistin Linda May Han Oh, die dritte im Bunde, ist eine musikalische Kosmopolitin: Geboren in Malaysia als Tochter chinesischer Eltern, aufgewachsen in Australien, ist sie heute als New Yorkerin im Kreis der weltbesten Jazzer angekommen. Und das nicht nur als Begleiterin, sondern mit ihrer eigenen Musik. Viele wurden auf die Bassistin Linda May Han Oh als Mitglied des Dave Douglas/Joe Lovano Quintetts aufmerksam. 2016 holte Stargitarrist Pat Metheny sie in seine Band. Ihr Bass-Spiel – akustisch oder elektrisch – zeichnet auch auf der Trio-Aufnahme „Uneasy“ eine enorme Präsenz aus; ihre Musik ist kompromisslos und nicht ohne Ecken und Kanten. Inzwischen hat sie auch als Komponistin Aufsehen erregt.

Das Repertoire von „Uneasy“ setzt sich größtenteils aus Kompositionen zusammen, die Iyer über einen Zeitraum von zwanzig Jahren hinweg geschrieben hat. Die einzigen Ausnahmen bilden Geri Allens „Drummer’s Song“ und eine radikale Neufassung von Cole Porters Klassiker „Night And Day“. Die Bandbreite ist jedenfalls enorm. Meditatives Material wie „Children Of Flint“, „Augury“ oder „Entrustment“ gelingt ebenso wie eher Rastloses á la „Configurations“.

Vijay Iyer: „Uneasy“ ist auf dem Label ECM erschienen.

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